| Johanna Hauser |
| 24.11.2025 15:00 Uhr |
»Wenn Du Frieden willst, bereite den Krieg vor.« Mit diesem Zitat des römischen Generals Vegetius, das am Kulturzentrums der Armee in Madrid prangt, führte Oberstapotheker Klaubert, Leitender Apotheker und Inspizient Wehrpharmazie der Bundeswehr, in seinen Vortrag ein. Bei vielen Akteuren in Deutschland sei die aktuelle Situation und Bedrohungslage noch nicht angekommen. Ganz im Gegensatz zu Schweden, wo sich das Mindset seit dem NATO-Beitritt stark geändert habe. Allen Haushalten sei eine Broschüre zum Umgang mit Krisen zugegangen.
Der Operationsplan Deutschland beschreibe neben den militärischen Bestandteilen der Verteidigung auch die notwendige zivile Unterstützung der Streitkräfte. An vielen Stellen bestehe aber noch Handlungsbedarf, entfielen doch 60 bis 70 Prozent der Gesamtverteidigung auf den zivilen Sektor. Dazu zählten für Deutschland aufgrund seiner Lage das Management und die Bewältigung von Verwundeten- und Flüchtlingsströmen, Truppendurchzüge, Umwälzung von Material und Artikeln des täglichen Bedarfs.
Zur Steuerung dieser Ströme gebe es Pläne. Woran es allerdings mangele – und hier bestehe dringender Bedarf – sei ein Gesundheitslagebild, also eine zentrale Erfassung, was wo im Land vorhanden sei, wie zum Beispiel eingelagerte Blutprodukte. Grund- und Wirkstoffe müssten ohne Verfall eingelagert und Arzneimittel bei Bedarf hergestellt und arzneimittelrechtlich geprüft werden. Gleiches gelte für die Aufbereitung von Medizinprodukten. Bedarfe müssten festgelegt und die Notfallversorgung geregelt werden, ebenso Orte zur Umwälzung benötigten Materials. Dies könnten auch Apotheken sein. Sie seien erste Anlaufstellen, wenn »es mal zwickt« und hätten in der Pandemie ihre Bedeutung herausgestellt. Dezentrale Standorte erhöhten zudem die Resilienz der Versorgung im Ernstfall.
Im Kriegsfall versorge die Bundewehr die Streitkräfte und nicht den zivilen Bereich. Heimatschutzkräfte seien dann für den Schutz ziviler Einrichtungen zuständig. Manche Bundesländer zweifelten jedoch immer noch an, die Bundeswehr unterstützen zu müssen. Hier fordert Klaubert zum Umdenken auf, denn im IT- und medialen Bereich befinde sich Deutschland bereits im hybriden Krieg.
Deutschland müsse in der Lage sein, sich selbst mit Arzneimitteln zu versorgen. Eine Bevorratung für zwei Wochen sei auch ein Thema der Resilienz. Vor diesem Hintergrund sei der Versandhandel aus dem Ausland sehr skeptisch zu sehen. Auf diesen Teil der Versorgung könne man sich im Krisenfalle nicht verlassen.
Gemeinsame Übungen und Ausbildungen des militärischen und zivilen Sektors seien ebenfalls notwendig. Die zivile Pharmazie könne zudem über Schulungen und Weiterbildungen resilienter werden. Zentral seien Fragestellungen wie die Arzneimittelherstellung mit einfachen Mitteln oder ob ein Transportfahrzeug gesteuert werden könne. Hier werde die Bundeswehr auf die Apothekerkammern zugehen, bereits 2026 starte ein erstes Pilotprojekt.