Der Arzneischrank unter unseren Füßen |
Annette Rößler |
11.08.2023 16:30 Uhr |
Außer Streptomyceten, von denen nahezu alle Arten Geosmin produzieren, zählen auch Myxobakterien zu den Geosmin-Produzenten. Zwischen beiden gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten: Sowohl Streptomyceten als auch Myxobakterien sind bodenlebend, weisen komplexe Lebenszyklen auf und produzieren diverse Naturstoffe, die als Arzneistoffe infrage kommen könnten. Die Erforschung von Myxobakterien bildet daher einen Schwerpunkt am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland in Saarbrücken (HIPS).
Erst Anfang dieses Jahres charakterisierten Forschende des HIPS zwei neue Naturstoffklassen aus Myxobakterien, die Persicamidine und Thiamyxine. Beide sind wirksam gegen RNA-Viren und könnten sich als Ausgangspunkt für neue Virustatika eignen.
Material für ihre Forschung finden die Mitarbeiter des HIPS direkt vor ihrer Haustür: Aus mehr als 700 Bodenproben aus dem Saarland konnten sie bereits mehr als 1000 neue Myxobakterien-Stämme isolieren. »Selbst innerhalb der gemäßigten Klimazone, in der Deutschland liegt, sind viele Biotope mit mikrobiellen Gemeinschaften zu finden, die eine hohe Diversität aufweisen. Das bedeutet, dass wir auch bei lokalen Proben gute Chancen haben, neue und seltene Myxobakterien zu finden«, erklärt Dr. Daniel Krug, Chemiker am HIPS, in einer Mitteilung des Instituts.
Die Proben haben die Forscher nicht alle selbst gesammelt, sondern sie wurden ihnen im Rahmen des Citizen-Science-Projekts »Sample das Saarland« von Bürgerinnen und Bürgern zugesandt. Dieses Projekt ist mittlerweile auf ganz Deutschland ausgeweitet worden und heißt jetzt Mikrobelix. Unter www.hips.saarland/sample kann sich jeder Interessierte einfach registrieren, ein Probeentnahmekit zusenden lassen und dann losziehen, um Bodenproben einzusammeln.