Den Zucker stets im Blick behalten |
Daniela Hüttemann |
31.08.2022 14:00 Uhr |
Bereits dauerhaft ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen ist »HelloBetter Diabetes und Depression« der Firma HelloBetter, Hamburg. Wie der Name verrät, richtet sich diese DiGA an Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, die unter Depressionen leiden. Der zwölfwöchige Onlinekurs soll ihnen helfen, die depressive Symptomatik zu reduzieren. Dazu stehen Texte, Audios und Videos mit Strategien aus der kognitiven Verhaltenstherapie und passende Übungen zur Verfügung.
Zu den Themen gehören auch die Auswirkungen von Diabetes auf die Partnerschaft, der Umgang mit Grübeleien rund um die Erkrankung, Problemlösetechniken und Information und Motivation zu gesunder Ernährung, Schlafverhalten und Bewegung. Der Patient führt parallel ein Onlinetagebuch und wird immer wieder nach seiner Stimmung und Symptomen gefragt. Zu jeder Kurseinheit soll der Patient innerhalb von 24 Stunden eine schriftliche Rückmeldung eines Psychologen erhalten, der auch in Krisensituationen erreichbar ist.
In einer Studie mit 260 Personen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes und depressiver Stimmung ging die depressive Symptomatik stärker zurück als in einer Vergleichsgruppe. Die Besserung hielt über mehrere Monate nach Programmende an.
Mit dem Slogan »Make Diabetes Suck Less« wirbt die Medizin-App »mySugr« vom gleichnamigen Wiener Unternehmen, das mittlerweile zum Pharmaunternehmen Roche gehört. Ursprünglich von Diabetikern entwickelt, ist sie seit 2012 auf dem Markt. Nach eigenen Angaben hat die App weltweit mehr als vier Millionen Nutzer. Auch deren Diabetestagebuch lässt sich mit verschiedenen Messgeräten verbinden. Die App bietet einen guten Überblick über die wichtigsten Werte, die auch mit dem Arzt geteilt werden können. Ein Bolusrechner hilft bei der Berechnung der Insulindosis. Nach Angaben des Herstellers können mit der Nutzung der App das Hypoglykämierisiko und der geschätzte HbA1c-Wert gesenkt werden.
Die App verfolgt einen Gamification-Ansatz: Wer fleißig einträgt, erhält Punkte. Zudem gibt es verschiedene Herausforderungen, um »das Diabetesmonster in Schach zu halten«. Auf der Website finden sich zusätzliche Informationen rund um die Erkrankung. Es gibt eine kostenlose Basisversion sowie eine kostenpflichtige Pro-Version mit mehr Funktionen. Diese ist für Accu-Check-Messgerät-Nutzer und zum Beispiel für TK-Versicherte kostenlos.
Auch andere Krankenkassen bieten ihren Versicherten mit Diabetes digitale Unterstützung: Zum Beispiel hat die AOK ein interaktives Onlineangebot speziell für Diabetiker und die IKK Classic übernimmt die Kosten für acht- bis zehnwöchige Ernährungskurse online. Bei Adipositas (ob mit oder ohne Diabetes) sind zudem die DiGA »Zanadio« und »Oviva Direkt für Adipositas« verordnungsfähig. Mehr dazu im PZ App-Check Übergewicht.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Diabetes-Hilfe vergeben gemeinsam mit drei weiteren Fachverbänden seit 2017 das DiaDigital-Siegel für empfehlenswerte Diabetes-Apps. Die Initiative ruht allerdings zurzeit und strukturiert sich neu, da sich der Markt angesichts der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen und einem allgemeinen Digitalisierungsschub durch die Coronapandemie stark verändere, heißt es auf der Website. Die dort empfohlenen Apps sind zum Großteil nicht mehr erhältlich oder länger nicht aktualisiert worden (Stand 25. August 2022). Die DDG hat sich jedoch zuletzt für die Anwendung digitaler Zusatztherapien ausgesprochen.