Dem Entourage-Effekt auf der Spur |
Annette Rößler |
23.10.2025 15:00 Uhr |
Die zahlreichen weiteren Nebencannabinoide, die in Cannabis in unterschiedlichen Mengen vorkommen, seien teilweise pharmakologisch vielversprechend, aber noch kaum erforscht, berichten Gertsch und Huwyler, die in ihrem Labor einen Teil dieser Grundlagenforschung leisten. Die Mengenverteilung der Inhaltsstoffe unterscheidet sich von Sorte zu Sorte stark. Die verschiedenen, anhand ihrer Inhaltsstoffe chemisch charakterisierten Varianten werden auch als Chemovare bezeichnet.
Für die Unterscheidung wird hauptsächlich das Cannabinoidprofil der weiblichen Blüte herangezogen. Am Entourage-Effekt beteiligt ist darüber hinaus auch das Terpenprofil. Die Cannabispflanze synthetisiere »eine Vielzahl relativ gewöhnlicher Terpene«, die bis auf wenige Ausnahmen auch in anderen Pflanzen vorkämen, schreiben die Autoren. Hierzu zählen etwa D-Limonen, β-Myrcen, α-Pinen, Linalool, E-β-Caryophyllen, Caryophyllenoxid, E-β-Farnesen und α-Caryophyllen (Humulen). Die Terpene und ihre Oxidationsprodukte seien für den charakteristischen Geruch von Cannabis verantwortlich.
Obwohl die klinische Evidenz für einen relevanten Entourage-Effekt bei Cannabis begrenzt sei, laute eine derzeit gängige Hypothese, dass THC der bestimmende Hauptwirkstoff ist, dessen Effekte durch Begleitstoffe moduliert werden. Präklinische Studien hätten teils deutliche Unterschiede in der Wirkung von Vollspektrumextrakten im Vergleich zu isoliertem THC oder CBD gezeigt. Die Entwicklung von standardisierten Cannabisextrakten, optimierten halbsynthetischen Cannabinoiden oder auch definierten Stoffkombinationen könnte künftig einen großen Fortschritt im Vergleich zur empirischen Anwendung von Cannabisblüten darstellen.