Dem Entourage-Effekt auf der Spur |
Annette Rößler |
23.10.2025 15:00 Uhr |
»Pharmakon« erscheint sechsmal jährlich. Jede Ausgabe hat einen inhaltlichen Schwerpunkt, der aus unterschiedlichen Perspektiven aufbereitet wird. / © Avoxa
Die natürlichen Liganden von CB1 und CB2 sind die Endocannabinoide Anandamid und 2-Arachidonoylglycerol. Sie wirken als Vollagonisten. THC und sein halbsynthetisches, chemisch identisches Pendant Dronabinol sind dagegen Teilagonisten am CB1 mit längerer Halbwertszeit, leicht abweichender Rezeptorbindung und unterschiedlicher Signaltransduktion. Zudem bindet THC an CB2 in Immunzellen. THC wirkt psychotrop, analgetisch (besonders bei chronischen und neuropathischen Schmerzen), antiemetisch, appetitanregend, antikonvulsiv (vor allem in Kombination mit CBD), sedativ, anxiolytisch, euphorisierend und antiphlogistisch. Dementsprechend wird THC/Dronabinol angewendet bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen, Appetitverlust/Kachexie, Schmerzen und Spastik
Im Vergleich zu THC zeigt CBD eine deutlich geringere Affinität zu CB1 und CB2, an denen es als negativer allosterischer Modulator fungiert. CBD wirkt deshalb nicht psychotrop, sondern schwächt im Gegenteil das propsychotische Risiko von THC ab. Darüber hinaus wirkt CBD anxiolytisch, antiphlogistisch, neuroprotektiv, antidepressiv und antikonvulsiv. Therapeutisch wird es bei schweren Epilepsieformen angewendet, wobei unklar ist, ob die Wirkung in dieser Indikation tatsächlich auf der Modulation der CB-abhängigen Signaltransduktion beruht oder womöglich auf antiphlogistischen beziehungsweise anderen Effekten.
Das Nebencannabinoid THCV unterscheidet sich von THC nur geringfügig: Die Propyl-Seitenkette ist drei statt fünf C-Atome lang. Laut den Autoren hat THCV dosisabhängig verschiedene Effekte – in geringer Konzentration ist es ein CB1-Antagonist, in hoher ein partieller Agonist – und könnte appetitreduzierend, blutzuckerstabilisierend und anxiolytisch wirksam sein. THCV interagiert zudem mit weiteren Zielstrukturen, darunter bestimmte Ionenkanäle (TRP-Kanäle). An diesen sowie an α2-Adrenozeptoren greift auch CBG an, das möglicherweise antiphlogistische, neuroprotektive und anxiolytische, aber keine psychotropen Wirkungen vermittelt.
CBN ist ein Oxidationsprodukt von THC mit geringerer Affinität zum CB1-Rezeptor, das leicht sedierend wirkt. Analytisch wird es als Marker für die Lagerungsbedingungen beziehungsweise das Alter von Cannabis genutzt und in Studien bei Schlafstörungen sowie bei chronischen Entzündungen getestet.