Prostatakarzinom ist häufigster Tumor |
09.02.2004 00:00 Uhr |
Der Hodentumor sowie das Nierenzell-, Nierenbecken-, Blasen- und Prostatakarzinom sind typische Krebserkrankungen des Urogenitaltrakts. Der seltenste maligne Tumor von ihnen ist der Hodentumor mit 7 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr, den etwa 70 Prozent der Betroffenen im Alter von 20 bis 40 Jahren entwickeln. Gekennzeichnet ist er durch eine einseitige, schmerzlose Hodenschwellung sowie durch unspezifische Symptome wie Rückenschmerzen, die auf bereits vorhandene Metastasen hinweisen.
Bei den Nierentumoren unterscheidet man zwischen gutartigen und bösartigen Formen, wobei die gutartigen mit 5 Prozent jedoch sehr selten seien, sagte Professor Dr. Urs Studer von der urologischen Klinik der Universität Bern. Das Nierenzellkarzinom sei durch die klassische Trias „Blut im Urin, Flankenschmerzen und Palpation des Tumors“ charakterisiert. Beim Nierenbeckenkarzinom ist ebenfalls Blut im Urin vorhanden, zusätzlich treten noch kolikartige Schmerzen auf. Hier sei der Apotheker gefordert, die Patienten zu informieren, dass bereits ein einmaliges Auftreten einer Hämaturie einen Arztbesuch erfordert. Bei einem großen Tumor müsse die Niere entfernt werden. Wichtig sei die frühzeitige Diagnose, dann stünden die Überlebenschancen sehr gut, sagte Studer. Sobald der Tumor jedoch ins umliegende Nierengewebe eingedrungen sei, verschlechtere sich die Prognose rasch. Die Datenlage zur zusätzlichen Gabe von Immunmodulatoren (Interleukine) sei sehr widersprüchlich. Es gebe durchaus Patienten, bei denen ein positiver Effekt beobachtet wird. Ebenso könne jedoch auch die körpereigene Immunabwehr gegen den Tumor geschwächt werden. Fest stehe, dass es sich immer lohne, den primären Tumor zu entfernen, wenn noch wenige Metastasen gebildet wurden, so Studer.
Am Harnblasenkarzinom erkranken dreimal so viele Männer wie Frauen. Dabei sind 85 bis 90 Prozent der Betroffenen Raucher. Typische Symptome sind ebenfalls eine schmerzlose Hämaturie sowie dysurische Beschwerden. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten Harnblasenkarzinom: Das oberflächliche Karzinom (70 Prozent) und das muskelinvasive (30 Prozent), das in das tiefe Gewebe eindringt. Nach einer Ektomie beträgt die Rezidivrate beim oberflächlichen Tumor 50 Prozent. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Restbestandteile des Tumors in der Blase verbleiben. Die Überlebenschance von Patienten, die nach einer „sauberen Ektomie“ eine einmalige Anwendung einer Chemotherapie erhalten, liege bei 60 Prozent. Beim invasiven Harnblasenkarzinom zeige sich ein kleiner Vorteil mit der neoadjuvanten Chemotherapie.
Der häufigste Tumor und die zweithäufigste Todesursache des Mannes ist das Prostatakarzinom. Jeder 30. Mann stirbt daran, wobei die Mortalität vom Alter des Betroffenen, von der Größe und Art des Tumors sowie der Ernährung abhängig sei. Vermutlich hat der Verzehr von rohem Fisch einen protektiven Effekt, da die Inzidenz von Prostatakrebs verglichen mit Europa oder Amerika im asiatischen Raum wesentlich geringer ist.
Da die Erkrankung keine Frühsymptome habe, würden nur 10 Prozent der Männer diagnostiziert. Beschwerden seien Hämaturie sowie Schmerzen beim Wasserlassen. Prostata-spezifisches Antigen (PSA) sei dabei der derzeit beste verfügbare Marker, wobei ein Wert von 10 bis 20 ng/ml bereits ein 50-prozentiges Risiko für einen Tumor beinhalte.
Eine Verbesserung der Lebenserwartung durch eine Prostatektomie zeige sich bei Patienten ohne klinische Symptome jedoch frühestens nach 15 Jahren. Daher habe die Vorsorgeuntersuchung nur ihre Berechtigung, wenn die Betroffenen noch eine Lebenserwartung von mindestens fünfzehn Jahren haben. Ab einem Alter von 70 Jahren halte er deswegen die Vorsorge für nicht mehr sinnvoll, sagte Studer.
© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de