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Immunsuppressiva bei neuer Niere

09.02.2004  00:00 Uhr
Pharmacon Davos 2004

Immunsuppressiva bei neuer Niere

Bei der Abstoßung einer Niere nach Transplantation spielen T-Lymphozyten eine zentrale Rolle. Sie besitzen auf ihrer Oberfläche Rezeptoren, die Antigene vom Spender binden können. Der so aktivierte T-Lymphozyt setzt daraufhin Botenstoffe frei, die andere Zellen dazu anregen, die körperfremden Zellen anzugreifen und zu zerstören. Eine immunsuppressive Therapie zielt daher darauf ab, diese Aktivierung der T-Lymphozyten zu verhindern, sagte Dr. Andreas Kahl, Berlin.

Als bisher zugelassene Immunsuppressiva nannte der Nephrologe Calcineurininhibitoren (Ciclosporin A, Tacrolimus), Hemmstoffe der Purinsynthese (Mycophenolsäure, Azathioprin), Sirolimus, Corticosteroide (Prednisolon, Methylprednisolon) sowie mono- und polyklonale Antikörper, zu denen Anti-T-Zell-Immunglobuline (ATG) und Anti-Lymphozytenglobuline (ALG) beziehungsweise Antikörper gegen den CD-3-Rezeptor (OKT 3) und Antikörper gegen den Interleukin-2-Rezeptor (Basiliximab, Daclizumab) zählen. Als unspezifische Maßnahmen bei so genannten humoralen Abstoßungsreaktionen, die von aktivierten B-Lymphozyten verursacht werden, kommen eine hochdosierte Gabe von Immunglobulinen und die Plasmapherese infrage, bei der die produzierten Antikörper mittels Plasmaaustausch entfernt werden.

Eine Vielzahl weiterer immunsuppressiver Medikamente ist darüber hinaus in der klinischen Erprobung. Kahl nannte zum Beispiel den Arzneistoff FTY, der bewirkt, dass die Lymphozyten in den lymphatischen Organen zurückgehalten werden und somit nicht ins Blut gelangen. Der gegen den CD-20-Rezeptor gerichtete Antikörper Rituximab führe zur Apoptose von B-Lymphozyten und werde daher in der Therapie der Antikörper-vermittelten humoralen Abstoßungsreaktion eingesetzt. Der gegen den CD-52-Rezeptor gerichtete Antikörper Campath-1H schließlich beeinflusse die Funktion der B- und T-Zellen, die beide diesen Rezeptor tragen.

Welches Prinzip der medikamentösen Therapie zum Einsatz kommt, hängt davon ab, ob bei dem zu transplantierenden Patienten mit einem geringen oder erhöhten Abstoßungsrisiko zu rechnen ist. Gleichermaßen gelte es, häufig auftretenden Infektionen bei Patienten mit entsprechender Risikokonstellation vorzubeugen. So könne man mit Ganciclovir einer Cytomegalievirus-, mit Aciclovir einer Herpes-Simplex- und mit Cotrimoxazol einer Pneumocystis-carinii-Infektion vorbeugen sowie Isoniazid als Tuberkulose-Prophylaxe geben.

Werden durch die immunsuppressive Therapie Begleiterkrankungen wie arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus und Hyperlipidämie hervorgerufen, seien diese konsequent zu behandeln, wenn sie über eine Modifikation der Immunsuppression nicht in den Griff zu kriegen sind.

Für jedes weitere Medikament muss geklärt werden, inwieweit es mit den eingesetzten Therapeutika interagiert. Kahl unterstrich, dass Calciumantagonisten, H2-Blocker, Antibiotika, Neuroleptika, Antomykotika und Johanniskraut vor allem die Spiegel von Calcineurininhibitoren und Sirolimus sowie auch ihre eigenen deutlich verändern können. Auch die Immunsuppressiva selbst zeichnen sich durch starke Wechselwirkungen untereinander aus. So wird zum Beispiel der Mycophenolsäurespiegel durch die Gabe von Ciclosporin A oder Steroiden gesenkt.

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