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Alkohol moderat genießen

24.01.2005  00:00 Uhr
Pharmacon Davos 2005

Alkohol moderat genießen

„Jeder Bundesbürger trinkt pro Jahr etwa 10,5 Liter reinen Alkohol“, sagte Professor Dr. Manfred V. Singer, Direktor der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Mannheim. 1,6 Millionen Menschen seien in Deutschland alkoholabhängig, 2,6 Millionen betrieben Alkoholmissbrauch und pro Jahr sterben laut Referent daran ungefähr 74.000.

Im Laufe der letzten Jahre ist die Weltgesundheitsorganisation mit ihren Konsum-Empfehlungen immer weiter heruntergegangen. Derzeit gilt für Männer ein Alkoholkonsum von 20 g pro Tag als moderat. Dies entspricht einem halben Liter Bier beziehungsweise 0,2 Liter Wein. Bei Frauen wird die obere Grenze mit 10 g pro Tag angegeben. Werden diese Mengen überschritten, steigt das Risiko für Alkohol-induzierte Leberschädigungen.

Bei regelmäßigem hohem Alkoholkonsum führt der Abbau von Ethanol zu einer Vielzahl von veränderten biochemischen Reaktionen. So verändert sich unter anderem das Redoxpotenzial in den Hepatozyten infolge eines Anstiegs von NADH und eines Abfalls von NAD+. Dadurch ist zum einen der Abbau von Fettsäuren über die b-Oxidation eingeschränkt, zum anderen die Neusynthese von Fettsäuren erhöht. Folge ist ein Verfettung der Leber.

Prinzipiell unterscheidet man drei Krankheitsbilder infolge einer Alkoholschädigung: Fettleber, Alkoholhepatitis (alkoholische Steatohepatitis, ASH) und alkoholische Leberzirrhose. Etwa 40 Prozent der Menschen, die mehr als die moderate Alkoholmenge pro Tag zu sich nehmen, entwickeln eine Fettleber. „Das Problem ist, dass Alkoholtrinken nicht weh tut“, sagte der Referent. Insofern haben Patienten mit einer Fettleber in der Regel keine Beschwerden, meistens seien sogar die Leberwerte nicht erhöht. Wichtigste Maßnahme bei einer Schädigung sei die Abstinenz, die üblicherweise zu einer vollständigen Normalisierung der Leber führe. Ansonsten gehe die Fettleber im Laufe der Jahre in eine schwere Alkoholhepatitis und letztendlich in eine Leberzirrhose über.

Bei der Alkoholhepatitis reicht das klinische Bild der Patienten von völliger Beschwerdefreiheit bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen. Etwa zwei Drittel von ihnen entwickeln im weiteren Verlauf eine Leberzirrhose. Dabei scheine eine vollständige Alkoholabstinenz bei Frauen im Gegensatz zu Männern den Übergang nur in geringem Ausmaß verhindern zu können. Des Weiteren geben Studien mit ein- und zweieiigen Zwillingen Hinweise darauf, dass auch genetische Faktoren beim Risiko, eine Zirrhose zu entwickeln, eine Rolle spielen.

Neben den Kupfferzellen seien vor allem Endotoxine bei den alkoholassoziierten Leberschädigungen von Bedeutung. Denn hoher Alkoholkonsum vermindert die Darmbarrierefunktion, wodurch Endotoxine über die Pfortader in die Leber gelangen. Sie aktivieren die Kupfferzellen, die zahlreiche Zytokine freisetzen, was zu einer Inflammation der Leber führt.

Wichtigste therapeutische Maßnahme sei der vollständige Verzicht auf Alkohol. Da alkoholkranke Menschen häufig eine Mangelernährung aufwiesen, sollte Vitamin B1, Vitamin B6, Folsäure und Kalium gegeben werden. Der Nutzen einer Glucocorticoidtherapie gelte weiterhin als umstritten. Ein neuer Therapieansatz sei Infliximab in Kombination mit Prednisolon, hier stünden aber noch größere Studien aus.

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