Wirksamkeit von Cimicifuga belegt |
09.02.2004 00:00 Uhr |
Seitdem die WHI-Studie (Woman´s Health Initiative) und die One-Million-Woman-Study den Nutzen der Hormonersatzsubstitution (HRT) in der Postmenopause infrage gestellt haben, sind viele Frauen verunsichert.
Allerdings gelte es hier zu differenzieren, sagte Professor Dr. Wolfgang Wuttke, Endokrinologe an der Universitäts-Frauenklinik in Göttingen. So sei nur der Estrogen/Gestagen-Arm der Studie wegen des erhöhten Mammakarzinomrisikos abgebrochen worden. Der reine Estrogen-Arm laufe weiter. Zudem scheine unter einer Estrogeneinnahme das Risiko für Kolonkarzinome signifikant niedrigerer zu sein, ebenso wie das Risiko für Osteoporose. Endgültige Ergebnisse seien in etwa drei Jahren zu erwarten. Die klassische HRT für die Dauer von drei Jahren sei das beste und effektivste, was es zurzeit gibt, sagte Wuttke.
Dennoch steigt auf Grund der Verunsicherung die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen. An erster Stellen stehen hier Traubensilberkerze, Soja und Rotklee, die alle drei mit SERM-ähnlichen (selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren) Eigenschaften beworben würden. Allerdings sehe die Datenlage zu Soja und Rotklee – ganz im Gegensatz zur Traubensilberkerze – wenig überzeugend aus.
Ein idealer SERM sei eine Substanz, die wie Estradiol klimakterische Beschwerden verhindert, positive Wirkungen in der Vagina und der Harnblase hat, knochenaufbauend wirkt und keine negativen Auswirkungen auf Uterus und Brustdrüse aufweist. Diesen SERM gebe es aber noch nicht, so Wuttke.
Für Soja und Rotklee gebe es keinerlei Belege, dass sie die klimakterischen Beschwerden bessern. Dies gelte auch für die isolierten Soja-Isoflavone Daidzin und Genistein. Auch für die dem Soja zugeschriebene antikanzerogene Wirkung gebe es keine stichhaltigen Beweise. Als Begründung für die Wirksamkeit würde häufig die Tatsache herangezogen, dass japanische Frauen weitaus seltener an Brustkrebs erkranken als westliche Frauen. Ursache dafür soll der hohe Soja-Anteil in der ost-asiatischen Kost sein.
Verstärkt wird dieses Argument durch die Beobachtung, dass Japanerinnen, die in ein westliches Land ziehen und dessen Ernährungsgewohnheiten annehmen, dann ein ebenso hohes Brustkrebsrisiko haben wie westliche Frauen. Ergebnisse von Tierversuchen lassen allerdings erhebliche Bedenken aufkommen. Bei adulten Ratten zeigte Genistein keinerlei positive Wirkung, allein bei prämenopausalen Ratten, hatte es einen positiven Effekt. Demnach wäre es nur sinnvoll, Mädchen vor der Pubertät eine sojareiche Kost zu servieren. Doch selbst dies scheine bedenklich, denn gereinigte Isoflavone wie Genistein stimulieren bei Ratten die Proliferation des Endometriums. Eine kanzerogene Wirkung sei deshalb auch beim Menschen nicht auszuschließen.
Gut dagegen sei die Datenlage für Extrakte aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). In einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie habe der Spezialextrakt BNO 1055 seine Wirksamkeit bewiesen. Dabei verbesserte der Cimicifuga-Extrakt die klimakterischen Beschwerden ebenso effektiv wie 0,6 mg konjugierte Estrogene. Im Gegensatz zu diesen habe er aber keine unerwünschte endometriale Wirkung und auch keinen Effekt an den Brustdrüsen.
© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de