PDE-5-Hemmer haben höchsten Stellenwert |
09.02.2004 00:00 Uhr |
„Früher ging man davon aus, dass die Ursachen rein psychischer Natur sind“, sagte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass die ED zu 50 bis 80 Prozent organischen Ursprungs ist. Nur etwa 30 Prozent der Fälle liegen rein psychische Aspekte zu Grunde, etwa 20 Prozent sind Mischfälle.
Organische Ursachen können dabei Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Depressionen sein. Aber auch Alkohol- und Nikotinabusus sind große Risikofaktoren, betonte Schubert-Zsilavecz. Ebenso können auch Arzneimittel eine ED auslösen. Hier seien besonders die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer zu nennen, deren Risikopotenzial bisher unterschätzt wurde. Weitere Beispiele sind Thiaziddiuretika, Betablocker, trizyklische Antidepressiva und Benzodiazepine.
Zur medikamentösen Behandlung stehen Therapien zur Verfügung, die intrakavernös, intraurethral, topisch und peroral appliziert werden. 50 Prozent der Störungen könnten derzeit mit peroralen Arzneiformen behoben werden. Die bedeutendste Substanz sei hier unbestritten Sildenafil, das 1998 auf den Markt kam. Es folgten Vardenafil und Tadalafil. Alle drei Substanzen wirken peripher und sind selektive, reversible Hemmstoffe der Phosphodieseterase-5 (PDE-5), die für den Abbau von zyklischen Guanosinmonophosphat (cGMP) verantwortlich ist.
Vardenafil flutet etwas rascher an als Sildenafil, die Wirkung tritt etwas schneller ein und hält bis zu fünf Stunden an. Tadalafil wirkt dagegen bis zu 24 Stunden lang. Nebenwirkungen sind ein moderater Blutdruckabfall, verschwommenes Sehen, Flush-artige Symptome und Störungen des Farbsehens, die darauf beruhen, dass die PDE-5 nicht ausschließlich im Schwellkörper, sondern auch in verschiedenen anderen Organen vorkommt. Absolute Kontraindikationen sind die Einnahme von Nitraten und NO-Donoren.
Der „uralte Arzneistoff“ Apomorphin nehme bei weitem nicht die Stellung der PDE-5-Hemmer ein. Die ursprünglich als Emetikum eingesetzte Substanz ist seit Juni 2001 als Sublingualtablette in Deutschland erhältlich. Sie unterscheidet sich von den peroralen ED-Medikamenten durch ihren zentralen Wirkansatz (D2-Agonist) und kann im Gegensatz zu diesen auch bei kardialen Erkrankungen eingesetzt werden.
Yohimbin ist ein zentral wirksamer a2-Rezeptorblocker, der durch eine erhöhte Noradrenalin-Freisetzung den Sympathikus aktiviert. Studien weisen auf eine gewisse Wirksamkeit hin, wobei ein Effekt erst nach zwei Wochen zu beobachten ist. Trazodon werde derzeit bei durch „Versagensangst“ bedingter ED eingesetzt, allerdings handle es sich hier noch um einen Off-label-use.
Die zurzeit effektivste Methode ist die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) mit Alprostadil. Keine andere Methode erreiche ähnlich hohe Effektivitätsraten (90 Prozent). Als häufigste Nebenwirkung treten lokale Vernarbungen auf, selten kommt es zu Penisdeformationen oder Dauererektionen.
Für Männer mit einer Nadelphobie steht als Alternative zu SKAT das System MUSE (Medical Urethral System for Erection) zur Verfügung. Dabei wird Alprostadil direkt in die Urethra appliziert und von dort resorbiert. Hauptprobleme dieser Applikation sind häufige Urethralblutung und die wesentlich geringere Effektivität als mit SKAT.
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