Pharmazeutische Zeitung online

Tief dosieren und vorsichtig auftitrieren

24.01.2005  00:00 Uhr
Pharmacon Davos 2005

Tief dosieren und vorsichtig auftitrieren

Im Gegensatz zu Nierenerkrankungen gibt es bei Schädigungen der Leber keine endogenen Marker, die für eine adäquate Dosisanpassung von Arzneistoffen hilfreich sein könnten. Zudem sind Vorhersagen über Art und Ausmaß der jeweiligen Beeinträchtigung schwierig, da hohe interindividuelle Unterschiede bei den Patienten vorliegen können. Insofern muss eine Anpassung über die Eigenschaften der Substanz an sich erfolgen – so das Fazit des Vortrags von Professor Dr. Stephan Krähenbühl zur Dosisanpassung bei Erwachsenen und Kindern mit Leberfunktionsstörungen.

Da bei Patienten mit Leberzirrhose Bioverfügbarkeit und hepatische Clearance eingeschränkt sind, müssten bei peroral gegebenen Arzneistoffen mit geringer Bioverfügbarkeit sowohl Initial- als auch Erhaltungsdosis angepasst werden. Bei Substanzen mit hoher Bioverfügbarkeit werde nur die Erhaltungsdosis entsprechend der vermuteten Einschränkung der hepatischen Funktionen verändert.

„In der Regel ist die gesamte Pharmakokinetik eines Arzneistoffs beeinträchtigt“, sagte der Chefarzt am Kantonsspital in Basel. Da die Leberzirrhose häufig mit einer Gastritis vergesellschaftet und die Säureproduktion reduziert sei, könne die Absorption vieler Arzneistoffe wie bei Itraconazol vermindert oder wie bei Furosemid verzögert sein. Als entscheidend für die Bioverfügbarkeit gelte unter anderem die Lipophilie des Arzneistoffs. So steige zum Beispiel die Bioverfügbarkeit von Propanolol bei Patienten mit Leberzirrhose auf das Vierfache an, verglichen mit Gesunden.

In der Regel sei bei Leberkranken die Cytochrom-P450-Enzymausstattung reduziert oder die Enzyme weniger aktiv, was den Metabolismus von Arzneistoffen über Phase-I-Reaktionen beeinträchtige. „Da vor allem bei der Enzymausstattung hohe interindividuelle Unterschiede vorliegen, ist hier eine Prognose besonders schwierig“, so Krähenbühl.

Bei Patienten mit einer Cholestase kann die Elimination von biliär ausgeschiedenen Substanzen vermindert sein. Entsprechende Dosisrichtlinien gebe es zwar für einige Zytostatika wie Vincaalkaloide oder Doxorubicin, für die meisten Arzneistoffe jedoch nicht. Auch bei vorwiegend renal ausgeschiedenen Stoffen müsse die Dosis reduziert werden. Da trotz der Zirrhose das Serumkreatinin im Normbereich liegen könne, sollte die Kreatininclearance bestimmt werden. Da jedoch auch mit dieser die glomeruläre Filtrationsrate eher überschätzt werde, könne die berechnete Dosis immer noch zu hoch sein. Besondere Vorsicht sei hier bei Stoffen mit geringer therapeutischer Breite geboten. „Den Patienten gut anschauen, tief dosieren und vorsichtig auftitrieren“, war der Rat von Krähenbühl.

Top

© 2005 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa