Tief dosieren und vorsichtig auftitrieren |
24.01.2005 00:00 Uhr |
Da bei Patienten mit Leberzirrhose Bioverfügbarkeit und hepatische Clearance eingeschränkt sind, müssten bei peroral gegebenen Arzneistoffen mit geringer Bioverfügbarkeit sowohl Initial- als auch Erhaltungsdosis angepasst werden. Bei Substanzen mit hoher Bioverfügbarkeit werde nur die Erhaltungsdosis entsprechend der vermuteten Einschränkung der hepatischen Funktionen verändert.
„In der Regel ist die gesamte Pharmakokinetik eines Arzneistoffs beeinträchtigt“, sagte der Chefarzt am Kantonsspital in Basel. Da die Leberzirrhose häufig mit einer Gastritis vergesellschaftet und die Säureproduktion reduziert sei, könne die Absorption vieler Arzneistoffe wie bei Itraconazol vermindert oder wie bei Furosemid verzögert sein. Als entscheidend für die Bioverfügbarkeit gelte unter anderem die Lipophilie des Arzneistoffs. So steige zum Beispiel die Bioverfügbarkeit von Propanolol bei Patienten mit Leberzirrhose auf das Vierfache an, verglichen mit Gesunden.
In der Regel sei bei Leberkranken die Cytochrom-P450-Enzymausstattung reduziert oder die Enzyme weniger aktiv, was den Metabolismus von Arzneistoffen über Phase-I-Reaktionen beeinträchtige. „Da vor allem bei der Enzymausstattung hohe interindividuelle Unterschiede vorliegen, ist hier eine Prognose besonders schwierig“, so Krähenbühl.
Bei Patienten mit einer Cholestase kann die Elimination von biliär ausgeschiedenen Substanzen vermindert sein. Entsprechende Dosisrichtlinien gebe es zwar für einige Zytostatika wie Vincaalkaloide oder Doxorubicin, für die meisten Arzneistoffe jedoch nicht. Auch bei vorwiegend renal ausgeschiedenen Stoffen müsse die Dosis reduziert werden. Da trotz der Zirrhose das Serumkreatinin im Normbereich liegen könne, sollte die Kreatininclearance bestimmt werden. Da jedoch auch mit dieser die glomeruläre Filtrationsrate eher überschätzt werde, könne die berechnete Dosis immer noch zu hoch sein. Besondere Vorsicht sei hier bei Stoffen mit geringer therapeutischer Breite geboten. „Den Patienten gut anschauen, tief dosieren und vorsichtig auftitrieren“, war der Rat von Krähenbühl.
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