Inkontinenzberatung ist ein Muss |
09.02.2004 00:00 Uhr |
„Moderne Inkontinenzartikel sind High Tech Produkte mit raffiniertem Aufbau“, machte Rugard Hovermann, Recklinghausen, in einem dreistündigen Intensiv-Seminar an Beispielen deutlich. Durch dreiteilige Saugkörper gewährleisteten moderne Produkte heute maximale Trockenheit.
Die mittlere Lage besteht dabei aus einem Cellulose-Supersaugstoff-(SAP)-Gemisch, das eine Aufnahmekapazität von circa 11 ml Flüssigkeit pro Gramm Cellulose besitzt. SAP kann das circa 30fache seines eigenen Gewichtes an Flüssigkeit aufnehmen und sicher binden. Die äußere Grundmatte verhindert ein Durchdringen der SAP-Körner durch die Polyethylenfolie, ein Dry-Plus-Vlies im inneren Schrittbereich leitet die Flüssigkeit sekundenschnell ins Innere des Saugkörpers weiter, bleibt selbst aber trocken.
Für mehr Patientenkomfort sorgt heute auch die individuelle Anpassung an die Anatomie der Patienten. Zudem sind einige Produkte knisterfrei, andere verfügen über einen Nässeindikator auf der Außenfolie, der einen notwendigen Wechsel signalisiert.
Wurde früher der Geruch durch Parfümierung eingeschränkt, was jedoch häufig Allergien hervorrief, so kann er heute über pH-Optimierung und somit verminderter Ammoniakbildung sowie mittels geruchsbindender Stoffe wie Cyclodextrin „abgefangen“ werden.
Hovermann schilderte des Weiteren die Prinzipien invasiver und externer ableitender Inkontinenzhilfen für Männer und Frauen. Intraurethrale Blasenkatheter aus Silikon schneiden im Vergleich zu Latex-Kathetern besser ab, weil sie bei gleichem Außen-Lumen über ein größeres Innen-Lumen verfügen und somit nicht so schnell zur Verstopfung neigen. Überdies scheint Latex eine Inkrustierung mit Urinsteinen zu begünstigen.
Hovermann gab abschließend Tipps für die pharmazeutische Betreuung betroffener Patienten, die von Empfehlungen zum Umgang mit Bettbeuteln beziehungsweise komfortablen Tragen von Beinbeuteln bis hin zu Anleitungen zum intermittierenden Selbstkatheterismus reichten.
Man müsse angesichts der Tatsache, dass fünf bis sieben Millionen Deutsche von Inkontinenz betroffen sind, von einem Volksleiden sprechen. Diesen riesigen Markt dürften die Apotheker nicht unbetreut lassen. Dabei müsse die Inkontinenzberatung stets diskret praktiziert, aber mit Anschauungs-Mustern untermauert werden, da sich Patienten über die gegebenen Möglichkeiten ansonsten kaum ein Bild machen könnten. „Es geistert immer noch die gute alte Windel in den Köpfen umher“, konstatierte Hovermann. Durch kompetente Beratung müsse der Apotheker dazu beitragen, dass diesen obsoleten Vorstellungen endlich ein Ende gesetzt wird.
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