Was die Niere leistet |
09.02.2004 00:00 Uhr |
Glomeruli, Tubuli, Henlesche Schleife, Sammelrohr: Der Referent erläuterte die Grundkonzepte des komplexen Vorgangs der Harnentstehung. Durch Untersuchungen monogenetischer Erkrankungen sei es gelungen, eine Vielzahl der renalen Resorptions- und Sekretionsprozesse auf molekularer Ebene aufzuklären. So habe man belegen können, dass Störungen des renalen Salztransportes maßgeblich den arteriellen Blutdruck beeinflussen. Mutationen renaler Transportproteine haben schwer wiegende pathophysiologische Konsequenzen, so Korbmacher, der unter anderem auf das Dent-Syndrom (Nephrolithiasis), das Bartter- und das Gitelman-Syndrom (Salzverlustsyndrom) verwies.
Dass die so genannte „gain of function“-Mutation des epithelialen Natriumkanals beim „Liddle-Syndrom“ eine vererbbare arterielle Hypertonie hervorruft, unterstreiche, wie wichtig die Niere für den Natrium- und Volumenhaushalt und damit für die Langzeitkontrolle des Blutdrucks ist. Es sei in diesem Zusammenhang „keinesfalls überraschend“, dass Diuretika so häufig zur Therapie der Hypertonie eingesetzt werden.
Welche zentrale Rolle die Niere im Organismus spielt, zeichne sich erst bei teilweisem oder vollständigem Verlust ihrer Funktion und der Fähigkeit zur homöostatischen Regulation ab. So kann es neben Störungen des Volumen- und Elektrolythaushaltes mit renaler Azidose und Hyperkaliämie, die zu gefährlichen Herzrhytmusstörungen führen kann, zur Akkumulation urämischer Toxine kommen. Ein Ausfall der endokrinen Nierenfunktion verstärke die Niereninsuffizienz, wobei man unter terminaler Insuffizienz eine Einschränkung der Funktion auf weniger als 10 bis 20 Prozent der normalen Nierentätigkeit versteht. In Deutschland werden derzeit mehr als 60.000 Patienten mit chronischem Nierenversagen dialysiert, etwa 18.000 leben mit einem Nierentransplantat.
So wie die Niere eine große Rolle in der Langzeitkontrolle des arteriellen Blutdrucks spielt, ist der arterielle Blutdruck neben Diabetes mellitus sowie infektiösen, entzündlichen und toxischen Ursachen wichtiger Risikofaktor für Entstehung und Fortschreiten der Niereninsuffizienz, unterstrich der Referent. Die Stabilität der Homöostase, des so genannten „Milieu interieur“, sei „Hauptvoraussetzung für Freiheit und Unabhängigkeit der Existenz“.
© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de