DAV und AVWL kritisieren Lauterbach-Aussagen |
Der DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann hat Aussagen des Bundesgesundheitsministers im ARD-«Morgenmagazin« zurückgewiesen. / Foto: Martin Jehnichen
Bei seinem Auftritt im ARD-«Morgenmagazin« am gestrigen Donnerstag hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Ansicht geäußert, es werde in diesem Herbst und Winter keine erneute Engpasskrise bei Arzneimitteln geben. Zudem sagte er, dass der Einsatz der Apotheker für eine Honorarerhöhung bei der Bekämpfung erneuter Engpässe keine Rolle spielen dürfe. Dies könne Mütter und Kinder verunsichern. »Man darf nicht den Kampf für eine bessere Bezahlung führen, in dem man Mütter und Kinder verunsichert, das halte ich nicht für eine gute Vorgehensweise«, sagte der Minister. Am gleichen Tag stellte Lauterbach dann zusammen mit ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening den 5-Punkte-Plan gegen Lieferengpässe bei wichtigen Kinderarzneimitteln vor. Overwiening nahm zu den Ergebnissen des Spitzentreffens bereits gestern Stellung, unter anderem in einem Video-Statement. Darin wiederholte sie auch noch einmal ihre Forderung, das Honorar anzupassen.
Hubmann wies Lauterbachs Äußerungen im ARD-«Morgenmagazin« zurück. »Natürlich ist unser Einsatz für eine seit Jahren nötige Anpassung der Vergütung auch mit der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten verbunden.« Seit Jahren befinde sich die Apothekenzahl im Sinkflug. Die Bundesregierung ignoriere dies und die wirtschaftliche Schieflage der Apotheken und nehme so in Kauf, dass die Menschen in diesem Land schlechter versorgt würden, weil ihre wohnortnahe Apotheke möglicherweise schließen müsse. »Der Minister sollte nicht nur immer wieder die Symptome eines kaputten Systems behandeln. Vielmehr erwartet die Gesellschaft von ihm, dass er in eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Arzneimittelversorgung investiert und diese stabilisiert«, forderte Hubmann.
Doch das Gegenteil sei der Fall: Das Apothekenhonorar sei seit knapp elf Jahren nicht angepasst worden. De facto seien die Apotheken seit zwei Jahrzehnten von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt, kritisierte der DAV-Vorsitzende. Und weiter: »Es war richtig und wichtig, dass wir uns in den vergangenen Tagen auch unabhängig von Vergütungsfragen mit der Versorgung von Kindern befasst haben. Sowohl der Minister als auch wir Apothekerinnen und Apotheker können es nicht noch einmal zulassen, dass Eltern und Kinder in Notsituationen unversorgt bleiben. Insofern ist es eine richtige Entscheidung, dass die Apothekenteams noch mehr Entscheidungsfreiheiten bekommen«, so Hubmann.