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Kopfschmerz-Report 2025 

Dauerstress macht Kopfzerbrechen

Die Fallzahlen für Kopfschmerzen und Migräne nehmen seit Jahren zu. Die stetige Nutzung von Bildschirmen aller Art ist daran nicht ganz unbeteiligt. Digitale Medien werden zunehmend als nozizeptive Stressoren verstanden, erklärt der Chefarzt der Schmerzklinik Berlin, Dr. Jan-Peter Jansen.
Elke Wolf
23.05.2025  07:00 Uhr

In den vielen Stunden, die wir vor digitalen Endgeräten verbringen, sieht Schmerzmediziner Jansen einen doppelten Stressor. »Wir sind dadurch einem Dauerbeschuss von negativen Informationen ausgesetzt: Krieg in Europa, schwierige wirtschaftliche Situation, unberechenbare Politik international und national. Diese Nachrichten kommen über alle möglichen Kanäle und Netzwerke und prasseln quasi im Sekundentakt auf uns ein. Das bedeutet gleichzeitig externer und interner Stress: Wir haben Dauerängste, fühlen uns dauerbedroht, die Kommunikation wird von Schreckensszenarien bestimmt. Angst führt zu einer vermehrten Freisetzung von Stresshormonen. Und Dauerstress führt eben zu Kopfzerbrechen«, erläutert er bei einer Presseveranstaltung des Unternehmens Opella (vormals Sanofi Consumer Healthcare) die negativen Auswirkungen der digitalen Dauerschleife.

Die digitale Welt fordert ihren gesundheitlichen Tribut. Immer mehr Menschen geben die stetige Bildschirmnutzung als Auslöser von Stress und Kopfschmerzen an, zeigt der aktuelle Kopfschmerz- und Migräne-Report des Thomapyrin®-Herstellers Opella ganz deutlich. Bei dieser repräsentativen Umfrage von Bilendi wurden 3300 Betroffene zwischen 18 und 79 Jahren im Zeitraum vom 17. bis 28. März 2025 zu ihren Kopfschmerzen befragt. Danach bleiben zwar emotionaler Stress, Schlafmangel und unregelmäßiges Essverhalten weiterhin relevante Kopfschmerzauslöser. Doch neuere gewinnen an Bedeutung und befeuern sich gegenseitig, wie Jansen darstellte.

So geben 37 Prozent der Befragten an, zwischen zwei und vier Stunden täglich am Handy zu verbringen. Bei weiteren 11 Prozent sind es sogar mehr als 4 Stunden. Außerdem sitzen 28 Prozent länger als 4 Stunden pro Tag am Computerbildschirm. Besonders hoch sind die Handyzeiten bei den jungen Menschen. Gleichzeitig gehen 64 Prozent der 18- bis 29-Jährigen davon aus, dass ihre Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne durch den Medienkonsum negativ beeinflusst werden – ein Wert deutlich über dem Durchschnitt von 47 Prozent.

Eine viel beachtete Studie aus dem vergangenen Jahr, deren Daten während der Corona-bedingten Homeschooling-Phasen erhoben wurden, belegten eine Korrelation zwischen der Dauer digitaler Bildschirmexposition und der Zunahme von Kopfschmerzepisoden. Außerdem gebe es Hinweise darauf, dass die häufige Nutzung von Smartphone und Tablet den Kopf stärker belastet als Computerarbeit oder Fernsehen, informierte Jansen, der auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin ist. »Die Beschwerden äußern sich meist als Spannungskopfschmerz, hervorgerufen durch okuläre Überlastung, muskuläre Verspannungen und myofasziale Dysbalancen.«

Es liegt was in der Luft

Parallel zur digitalen Belastung lässt die Umfrage jedoch auch eine zunehmende Sensibilität gegenüber klimatischen Veränderungen erkennen. So berichten 29 Prozent der Befragten über eine Zunahme ihrer Kopfschmerzen und Migräne infolge von Temperaturanstiegen, 25 Prozent sehen einen Zusammenhang ihrer Symptome mit erhöhter Feinstaubbelastung. Das kann Jansen aus seiner Sprechstunde nur bestätigen: »Luftdruckveränderungen und Wetterwechsel rufen deutlich häufiger Kopfschmerzen hervor. Die Klimaerwärmung hat viele individuelle Ängste bei den Menschen ausgelöst. Also noch ein Stressfaktor mehr.«

Jansen schilderte Kopfschmerzen und Migräne als ein multifaktorielles Problem. Betroffene berichteten über Einschränkungen der kognitiven Leistungsfähigkeit, reduzierte körperliche Belastbarkeit und eine Beeinträchtigung der Sozialkontakte. Bei vielen leide auch der Schlaf – ein klassischer Verstärkungsfaktor chronischer Schmerzprozesse. »Mit Kopfschmerzen sind Sie eben nur ein halber Menschen«, formulierte es der Experte.

Fokus auf gute Tage 

Freilich seien verhaltenspräventive Maßnahmen wie ausreichend Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten, wenig Alkohol und Bewegung an der frischen Luft sinnvoll und würden von einem Großteil der Patienten auch als hilfreich beschrieben. Doch warnte Jansen davor, zu doktrinär mit einzelnen Maßnahmen umzugehen. »Feste Schlaf-Wach-Rhythmen, die konsequente Meidung bestimmter Lebensmittel, Joggen, wenn man ein Jogg-Hasser ist: Das alles setzt einen noch mehr unter Druck und erzeugt wieder Stress. Man muss seine eigenen individuellen Trigger herausfinden. Sie sind bei jedem unterschiedlich.«

Ein Umdenken forderte der Kopfschmerz-Experte auch bezüglich des Kopfschmerztagebuchs. Psychologisch sei es viel besser, von einem Zufriedenheitstagebuch zu sprechen und es auch als solches zu führen. Anstatt den Fokus andauernd auf den Schmerz zu lenken, empfahl Jansen, besser die Tage zu notieren, an denen der Schmerz gut handhabbar war und eine gewisse Akzeptanz der Situation eintrat. »Ansonsten gleicht ein Kopfschmerztagebuch eher dem Spruch: ‚Vermeide mal das Leben!‘ und es wird einem nur Negatives vor Augen geführt.« Selbst die Höchsteinnahme von 10 (Kombinationspräparate) beziehungsweise 15 (Monoanalgetika) Tagen pro Monat, um Übergebrauchskopfschmerz zu vermeiden, könne manche Patienten unter Druck setzen.

In diesem Zusammenhang erinnerte er an die schnell einsetzende Wirkung von Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol in Kombination mit Koffein (etwa in Thomapyrin® Classic oder Intensiv). Koffein fungiert als Wirkverstärker. Wie Real-Word-Daten belegten, sei ein schneller Wirkeintritt offenbar entscheidend dafür, dass Schmerzmittel als besonders wirksam empfunden werden. Im Vergleich zu Mono-Ibuprofen zeigte sich für die Dreierkombination aus Acetylsalicysläure, Paracetamol und Koffein in klinischen Studien eine um 20 Minuten schnellere Wirkung.

Laut der S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft  zeigen Kombinationsanalgetika mit Koffein in Studien eine bessere Wirksamkeit als Monopräparate. Da sie jedoch über eine erhöhte Nebenwirkungsrate verfügten, empfehlen die Leitlinienautoren Kombipräparate mit Koffein erst dann einzusetzen, wenn die Einnahme von reinen Analgetika zu keiner ausreichenden Besserung führt.

Alles, was entspannt

Viele Betroffene wollen ergänzend zu ihrer Medikation etwas für sich tun beziehungsweise prophylaktisch tätig werden. Das gehe gut mit einer Mischung aus Entspannungsverfahren und Ausdauersport, informierte Benjamin Schäfer. »In der Praxis ist es entscheidend, gemeinsam mit dem Patienten herauszufinden, welches Verfahren individuell passt«, so der leitende Physiotherapeut der Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein.

Besonders wirksam seien laut Schäfer psychologische Verfahren wie Biofeedback, Yoga, progressive Muskelentspannung, moderates Ausdauertraining und physiotherapeutische Übungen. »Die beste Evidenz liegt für die allgemeine Empfehlung aeroben Ausdauersports sowie für das moderat intensive kontinuierliche aerobe Ausdauertraining mit einer Herzfrequenz von 64-76 Prozent der maximalen Herzfrequenz vor.« Geeignet seien Kardiotraining, Nordic Walking, Joggen, Schwimmen – ganz nach Belieben. Nur ein Bewegungsformat, das Freude bereitet, könne langfristig die Balance zwischen Aktivität und Entspannung schaffen.

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