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Phytopharmaka

Das Sofortprogramm gegen Erkältung 

Wer rechtzeitig bei einem grippalen Infekt therapeutisch gegensteuert, den erwischt es weniger heftig. Es kann sogar gelingen, die Erkrankung noch abzufangen. Studien zu Phytopharmaka zeigen, dass der Beginn der Therapie den Infektionsverlauf beeinflusst.
Elke Wolf
Daniela Hüttemann
22.11.2023  07:00 Uhr
Das Sofortprogramm gegen Erkältung 

Bronchitis, Sinusitis, Tonsillitis: 90 bis 95 Prozent der Infekte der oberen Atemwege gehen bekanntermaßen auf Viren zurück. Das Immunsystem reagiert mit einer Entzündungsreaktion: Die Schleimhäute schwellen an, die Folge sind Halsschmerzen, Schnupfen und Husten. Der Schleim in den Atemwegen verdickt sich meist im Laufe des Infekts, behindert die mukoziliäre Clearance und kann dann zum Nährboden für eine bakterielle Superinfektion werden. »Das ist quasi die zweite Fieberkurve, die wir bei Kindern mit RSV-Infektion so fürchten«, schilderte Professor Dr. Wolfgang Kamin, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Evangelischen Krankenhauses Hamm, bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Dr. Willmar Schwabe.

Kamin zitierte aus einer Studie eines deutschen Forschungsteams, die im Jahr 2020 im Journal »Postgraduate Medicine« erschienen ist. Bei dieser Datenbank-Analyse wurden die Outcomes von rund 230.000 Patienten mit akuten Infekten der oberen oder unteren Atemwege verglichen. Die Hälfte hatte am Tag der Diagnose vom Arzt ein Phytopharmakon verordnet bekommen, die andere Hälfte nicht. Die Forschenden der Universitäten Witten/Herdecke, Siegen, Marburg und Frankfurt beobachteten nun, wie lange die Erkrankung andauerte und ob in ihrem Verlauf ein Antibiotikum nötig wurde. Dies werteten sie separat für einzelne Phytopharmaka aus.

Demnach konnten die mit Phytopharmaka behandelten Patienten signifikant eher wieder zur Schule, in den Kindergarten oder ins Büro gehen. Die Krankheitsdauer verkürzte sich am stärksten unter 1,8-Cineol, das beispielsweise in Soledum®, Sinolpan® oder Gelomyrtol® forte enthalten ist, und einem Extrakt aus Wurzeln der Kapland-Pelargonie wie in Umckaloabo®.

Weniger Antibiotika

Tatsächlich reduzierten sich durch die Phytopharmakon-Therapie auch die Antibiotika-Verordnungen der Hausärzte: Dabei senkte der Pelargonium-sidoides-Extrakt die Wahrscheinlichkeit um 50 Prozent und damit am stärksten, gefolgt von Thymian-Extrakt mit einer etwa 40-prozentigen Reduktion. Auch bei den Kinderärzten senkten Phytopharmaka das Risiko für eine Antibiotika-Verschreibung: Am deutlichsten war dabei der Effekt ebenfalls bei dem Pelargonium-sidoides-Extrakt, gefolgt von einem Fix-Kombinationspräparat aus Efeu und Thymian und einem Extrakt aus Thymian und Schlüsselblume (etwa in Bronchicum®, Bronchipret® Saft und Filmtabletten).

Für Umckaloabo mit dem Pelargoniumwurzel-Extrakt EPs® 7630 sei klinisch gut belegt, dass er den Schweregrad von Atemwegssymptomen verringere, den Krankheitsverlauf günstig beeinflusse und abkürze (um etwa zwei Tage); und das bei sehr guter Verträglichkeit und ohne Gefahr von antimikrobiellen Resistenzen, fasste Referent Kamin zusammen, der selbst an einigen klinischen Studien mit Kindern mitgewirkt hat.

Studien zeigen, dass der Spezialextrakt der Pelargonienwurzel grippale Infekte milder verlaufen lässt. / Foto: Getty Images/emer1940
Studien zeigen, dass Cineol, der Hauptbestandteil von Eukalyptusöl,  grippale Infekte milder verlaufen lässt. / Foto: Okapia/J-L Klein & M-L Hubert
Studien zeigen, dass Thymian-Extrakte grippale Infekte milder verlaufen lassen. / Foto: Getty Images/Fotosearch

Die gute Datenlage habe dazu geführt, dass sich der Pelargonium-Extrakt genauso wie etwa 1,8-Cineol mittlerweile in der S3-Leitlinie zu akutem und chronischem Husten, der S2k-Leitlinie zur Rhinosinusitis sowie diversen internationalen und nationalen Leitlinien anderer Länder wiederfinden. Die Phytopharmaka seien grundsätzlich und unabhängig vom viralen Erreger bei Atemwegsinfekten empfehlenswert.

Zwar liegen keine klinischen Studiendaten mit Covid-19-Patienten vor, doch auch dabei weisen präklinische Daten auf einen Nutzen hin. Zum einen zeigen In vitro-Daten, dass sowohl der Pelargoniumwurzel-Extrakt als auch Eukalyptusöl-Mischungen verschiedenen Viren inklusive SARS-CoV-2, Influenza- und Rhinoviren den Eintritt und die Replikation in der Wirtszelle erschweren. Zum anderen verfügen sie über immunmodulierende Effekte, und zwar über ein Ankurbeln der unspezifischen Abwehr. Etwa für die 7-Pflanzen-Kombination in Imupret® liegen In-vitro-Daten vor, dass dadurch die Aktivität der natürlichen Killerzellen gesteigert wird. Gleichzeitig wird eine überschießende Immunreaktion, wie sie im späteren Verlauf eines Infekts auftreten kann, gedämpft. Darüber hinaus können sie die mukoziliäre Clearance verbessern (sekretolytisch und sekretomotorisch) und die Regeneration des entzündeten Epithels fördern. Daher ist die Einnahme auch im späteren Verlauf eines Infekts sinnvoll, um Symptome zu lindern.

Für Imupret®, das die gepulverten Drogen von Eibischwurzel, Eichenrinde, Kamillenblüten, Löwenzahn-, Schachtelhalm- und Schafgarbenkraut sowie von Walnussblättern enthält, gibt es eine Studie, die das Ansprechen bei diagnostizierter Covid-19-Infektion zeigt. Dabei führte die Wirkstoffkombination bei mehr als der Hälfte der typischen ersten Erkältungssymptome zu einem früheren Abklingen als in der Kontrollgruppe.

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