Das kann ins Auge gehen |
Ein häufiges Anliegen für die Selbstmedikation ist das trockene Auge. Als Nebenwirkung kann es zum Beispiel bei anticholinergen Arzneimitteln auftreten. Sie greifen in die Funktionen des vegetativen Nervensystems ein und hemmen unter anderem die Sekretion von Tränenflüssigkeit. Augenbefeuchtungsmittel, entweder in flüssiger Form oder in der besser haftenden Gelform, sorgen bei regelmäßiger Anwendung für spürbare Besserung.
Eine weitere störende Nebenwirkung ist die Hornhautwirbel-Keratopathie. Dabei lagern sich Arzneistoffe wie Amiodaron, Chloroquin, Hydroxychloroquin, Indometacin oder Tamoxifen auf der Epithelschicht der Hornhaut ab und bilden ein wirbelartiges Muster. Bei Sehstörungen wie Schleiersehen muss die Dosis reduziert werden. Die typischerweise beidseitig auftretenden Ablagerungen bilden sich sechs bis zwölf Monate nach Absetzen der Medikation zurück. Da diese unerwünschte Arzneimittelwirkung recht häufig ist, kann das Apothekenteam darauf hinweisen, wenn es entsprechende Arzneistoffe abgibt.
α1-Blocker wie Tamsulosin können ein sogenanntes intraoperatives Floppy-Iris-Syndrom auslösen. Das bei der Behandlung des benignen Prostatasyndroms verwendete Medikament blockiert α1-adrenerge Rezeptoren im Dilatatormuskel des Auges. Dadurch drohen Komplikationen während einer Kataraktoperation. Das Medikament vor dem Eingriff abzusetzen, hilft nicht unbedingt, da sich die Veränderungen nicht immer zurückbilden. Betroffene sollten jedoch den Chirurgen von der Einnahme informieren. Der Arzt kann dann bei der OP Vorsichtsmaßnahmen treffen, um Irisschäden zu verhindern
Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, Patienten über eine potenzielle Augentoxizität ihrer Arzneimittel aufzuklären. Bei bereits eingetretenen Schäden denken Patienten meist nicht von sich aus an eine mögliche Nebenwirkung. Dabei lässt sich durch Maßnahmen wie regelmäßige Kontrolluntersuchungen und falls erforderlich eine Dosisreduktion oder ein Präparate-Wechsel das Risiko für bleibende Einbußen der Sehkraft minimieren.