Das ist neu in der Therapie der Herzinsuffizienz |
Daniela Hüttemann |
14.12.2023 14:00 Uhr |
Weitere Änderungen betreffen die Empfehlungen zur Neueinstellung und Auftitration. Generell gilt: »Die Auswahl, Dosierung und die Reihenfolge der Initiierung der Medikamente soll sich an deren Nebenwirkungsspektrum, an Begleiterkrankungen und an der individuellen Verträglichkeit orientieren.«
Eine konsequente und zügige Titrierung, also Aufdosierung, sei wichtig; die Medikamente sollen in zwei- bis vierwöchentlichen Intervallen bis zur Zieldosis oder zur höchsten individuell verträglichen Dosis hochdosiert werden. Aber: »Weil Nebenwirkungen während der Einstellungsphase erstmals und/oder verstärkt auftreten können, sollen nicht mehr als zwei Substanzen gleichzeitig initiiert werden«, rät die NVL. Außerdem sollen die Patienten während der Einstellungsphase engmaschig überwacht werden. Das bedeutet konkret, zwei- bis dreimal wöchentlich sollen Symptome erfragt, Gewicht, Blutdruck und Herzfrequenz sowie alle ein bis zwei Wochen auch Elektrolyte und Nierenwerte gemessen werden.
Sind die medikamentösen Optionen ausgeschöpft und der Therapieerfolg ist nicht zufriedenstellend, kommen apparative Möglichkeiten in Betracht: ein Defibrillator, ein Schrittmacher (kardiale Resynchronisationstherapie, CRT) oder andere Unterstützungssysteme des Herzens.
Apotheker können betroffene Patienten zum einen darauf verweisen, dass sie Anspruch auf eine strukturierte Versorgung haben, Stichwort Disease-Management-Programm (DMP). Bereits seit 2019 gibt es die Empfehlung, dass Apotheker in die multidisziplinäre Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz eingebunden werden sollen (hoher Empfehlungsgrad).
Insbesondere erwähnt wird eine pharmazeutische Betreuung inklusive Medikationsanalyse, da die Patienten in der Regel eine Polymedikation erhalten. Noch nicht erwähnt wird in der NVL die pharmazeutische Dienstleistung (pDL) »Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation«, für die Patienten ab fünf dauerhaft verordneten systemisch wirkenden Arzneimitteln infrage kommen.
Die Leitlinie sagt: Ärzte und Apotheker sollten optimalerweise die medikamentöse Therapie gemeinsam abstimmen und auf Risiken prüfen sowie einen Medikationsplan erstellen und regelmäßig prüfen. »Dabei sollten Apotheker aktiv den Kontakt zu den betreuenden Ärzten suchen, wenn ihnen mögliche Probleme bezüglich der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) auffallen.«
Schon in der Prävention und Früherkennung können Apotheker laut NVL mithelfen: indem sie bei verdächtigen Symptomen oder Selbstmedikationswünschen (»Herztropfen« oder Ähnliches) an den Arzt verweisen und bei Kunden mit Risikofaktoren für Herzinsuffizienz die Therapieadhärenz der bisherigen Medikation fördern.