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BPI-Spitze kritisiert ALBVVG

»Das Engpassproblem wurde nicht gelöst«

Verzweifelte Eltern in der Apotheke, die keinen Fiebersaft für ihr Kind bekommen – die Folgen der Lieferengpasskrise waren und sind auch für die Politik anschaulich. Hat die Regierung Lösungen gefunden? Die BPI-Spitze betont im Gespräch mit der PZ, wo sie die Schwachstellen sieht und was jetzt passieren müsste.
Alexander Müller
11.03.2024  09:00 Uhr

Deutschland als Pharmastandort

Minister Lauterbach hat es sich zum Ziel gesetzt, die Pharmaproduktion in Europa zu stärken. Jeder Schritt in diese Richtung wird öffentlich gefeiert, etwa das geplante 2,3-Milliarden-Euro-Investment des US-Pharmakonzern Lilly in einen neuen Produktionsstandort in Rheinland-Pfalz.

Der BPI verweist auf die notwendigen Investitionen und den Faktor Zeit: »Der Aufbau von Produktionsanlagen dauert etwa fünf Jahre. Eine Arzneimittelproduktion in Europa wird automatisch zu höheren Preisen führen. Doch die damit gewonnene größere Versorgungssicherheit sollte uns das wert sein. Es darf nicht mehr allein um den günstigsten Preis gehen«, so Kirst. Oberstes Ziel müsse es sein, die weitere Abwanderung zu verhindern und den heimischen Pharmastandort zu fördern.

Der BPI habe im Schulterschluss mit dem Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) die Gespräche mit der Bundesregierung intensiv vorangetrieben. Das Bundeskabinett hatte am 13. Dezember 2023 seine Nationale Pharmastrategie beschlossen mit bedeutenden Maßnahmen zur Stärkung und zum Ausbau des Innovations- und Produktionsstandortes Deutschland. »Auch in der Rezession hat die Politik erkannt, wie relevant eine stabile nationale Wirtschaft ist und dass Pharma hierzulande eine Leitindustrie ist«, so Joachimsen. Für jeden Euro direkte Bruttowertschöpfung ausgelöst durch die Produktion von Humanarzneimitteln entstünden zusätzliche 0,70 Euro Bruttowertschöpfung durch indirekte und induzierte Ausstrahleffekte.

Neben einem anderen Rabattvertragsmodell stehen auf dem Wunschzettel des BPI: die Streichung der automatischen Substitution biotechnologischer Arzneimittel in der Apotheke, ein umfassender Inflationsausgleich für alle vom Preisstopp betroffenen Arzneimittel, eine Inflationsbereinigung des Festbetragsmarkts und weitere Anreizmodelle im Bereich der Reserveantibiotika.

Lauterbachs falsche Versprechen

Gerade versorgungsrelevante Arzneimittel wie Antibiotika würden heute fast ausschließlich in China produziert. In Europa gibt es nur noch eine einzige Produktionsstätte. Eine Rückverlagerung und der Aufbau neuer Produktionsanlagen würden erhebliche finanzielle Investitionen erfordern und Jahre dauern, so Kirst. »Wir widersprechen damit der Aussage von Gesundheitsminister Karl Lauterbach eindeutig, dass die Herstellung generischer Antibiotika‚ innerhalb weniger Monate‘ aufgebaut werden kann.«

Am 26. Januar hatten das Bundesgesundheitsministerium und das Bundesumweltministerium den Referentenentwurf für ein Medizinforschungsgesetz (MFG) vorgelegt. Positiv sieht der BPI, dass pharmazeutische Unternehmen praxistaugliche Unterstützung zur Vorbereitung und Durchführung klinischer Prüfungen erhalten. Denn hier sei Deutschland zwischenzeitlich abgehängt worden: »Wir waren bei der Zahl durchgeführter Studien einmal auf Platz 2 hinter den USA, heute sind wir die Nummer 6«, so Kirst.

Kritisch am aktuellen Gesetzesvorhaben aus dem BMG sieht der BPI die geplante Einrichtung einer Bundes-Ethik-Kommission, die beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesiedelt werden soll. Es sei unklar, inwiefern eine solche Institution der im Strategiepapier der Bundesregierung angekündigten Harmonisierung aller Ethik-Kommissionen im Land dienen solle.

Der BPI verlangt zudem, dass die mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eingeführte Regelungen wieder zurückgenommen werden, etwa die AMNOG-Leitplanken sowie die Einführung höherer Abschläge für Kombinationstherapien. Denn bei der Nutzenbewertung bekomme ein gleich gutes Präparat heute einen Discount, ein geringer Zusatznutzen sei ebenfalls nicht monetarisierbar, da maximal der gleiche Erstattungsbetrag gezahlt werde. »Schrittinnovationen werden damit nicht honoriert«, so Kirst. Das sei der falsche Ansatz.

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