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Zöliakie

Das Chamäleon der Gastroenterologie

Ein Kleinkind, das ab der Einführung von glutenhaltiger Beikost an Durchfall und Bauchschmerzen leidet: Da liegt der Verdacht auf Zöliakie nahe. Allerdings zeigt nur eine Minderheit der Betroffenen diese klassischen Symptome. Auch bei unklaren Nährstoffmängeln und anderen eher unbekannten Symptomen sollte auf Zöliakie getestet werden.
Annette Rößler
16.05.2025  16:20 Uhr

Die Zöliakie ist eine chronische Entzündung des Dünndarms, die auch als glutensensitive Enteropathie oder einheimische Sprue bezeichnet wird. Sie sei »eine der am besten charakterisierten immunologischen Erkrankungen«, heißt es in einem Übersichtsartikel im »Deutschen Ärzteblatt«. Um eine Zöliakie zu entwickeln, braucht es demnach eine genetische Prädisposition (bestimmte HLA-Allele) und einen Auslöser (Gluten). Kennzeichnend sind zudem Autoantikörper gegen das körpereigene Enzym Gewebetransglutaminase (tTG), auch Transglutaminase-2 (TG2) genannt.

Gluten ist das Speicherprotein vieler Getreidesorten wie Weizen, Dinkel und Roggen. Es ist löslich in Alkohol, aber unlöslich in Wasser. Wird Mehl aus diesen Getreiden mit Wasser vermischt, sorgt Gluten dafür, dass sich eine zähe, klebrige Masse bildet, weshalb Gluten auch als Klebeeiweiß bezeichnet wird. Gluten ist keine definierte Einzelsubstanz, sondern ein Sammelbegriff für Hunderte verwandter Proteine, hauptsächlich Gliadin und Glutenin.

Weder Allergie noch Unverträglichkeit

Gliadin enthält Peptidsequenzen, die im Gastrointestinaltrakt nicht gespalten werden. Einige davon werden über den Dünndarm aufgenommen, durch die tTG deamidiert und in der Lamina propria, einer Gewebeschicht unterhalb der Dünndarmschleimhaut, bei Trägern bestimmter HLA-Allele von antigenpräsentierenden Zellen präsentiert. Auf diese Weise werden glutenspezifische T-Zellen stimuliert und es kommt bei erneuter Exposition zu einer entzündlichen Reaktion.

Die T-Zellen triggern darüber hinaus B-Zellen, die wiederum Antikörper gegen Gluten und tTG produzieren. Die Zöliakie ist somit weder eine Allergie noch eine Unverträglichkeit. Der pathogenetische Prozess wird durch Anti-tTG-Autoantikörper auf eine bislang noch nicht vollständig verstandene Weise zusätzlich verstärkt.

HLA-DQ2 und HLA-DQ8 sind die häufigsten HLA-Allele, die bei Zöliakie-Patienten gefunden werden: Etwa 90 Prozent der Betroffenen weisen HLA-DQ2 auf und 10 Prozent HLA-DQ8. Sie sind nicht selten: 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung sind Träger von HLA-DQ2 oder -DQ8. Die entsprechende Genetik ist also eine notwendige, aber keine allein ausreichende Voraussetzung für die Entstehung einer Zöliakie. Personen, die heterozygot für HLA-DQ2 oder -DQ8 sind, haben ein geringeres Risiko, eine Zöliakie zu entwickeln, als Personen mit zweifach vorhandenem Risikoallel. Das höchste Risiko haben Menschen mit Homozygotie für DQ2; von ihnen erkrankt etwa jeder Dritte.

Da die Immunreaktion bei Zöliakie in der Dünndarmschleimhaut stattfindet, zählen die gebildeten Anti-tTG-Antikörper zur Klasse der IgA. Sie werden bei Verdacht auf Zöliakie im Blutserum bestimmt. Der absolute Wert hängt stark vom Verfahren ab. Bei Betroffenen, die sich nicht glutenfrei ernähren, übersteigt die tTG-IgA-Konzentration den üblichen Wert um ein Vielfaches, sodass laut der S2k-Leitlinie »Zöliakie« bei Kindern und Jugendlichen von einer bestätigenden Biopsie abgesehen werden kann, wenn der tTG-IgA-Wert zehnfach oder noch stärker über den verfahrensabhängig festgelegten Grenzwert erhöht ist. Zur Sicherung der Diagnose werden dann in einer zweiten Blutprobe Endomysium-IgA-Antikörper (EMA-IgA) bestimmt, die ebenfalls bei Zöliakie erhöht sind.

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