Daprodustat erhält Zulassungsempfehlung |
Das relativ neue Wirkprinzip täuscht der Niere einen Sauerstoffmangel vor und verleitet sie dazu, mehr Erythropoetin zu produzieren. Das verbessert den Hämoglobinwert bei Patienten mit renaler Anämie. / Foto: Adobe Stock/krishnacreations
Die renale Anämie ist eine häufige Folge und frühe Komplikation einer chronischen Niereninsuffizienz, weil die Niere das blutbildende Hormon Erythropoetin (EPO) nicht mehr in ausreichender Menge produzieren kann. Schätzungsweise einer von sieben Patienten leidet darunter.
Hypoxie-induzierbarer Faktor-Prolylhydroxylase (HIF-PH) -Inhibitoren steigern indirekt die Produktion von EPO in der Niere, indem sie verhindern, dass der Transkriptionsfaktor HIF (Hypoxie-induzierbarer Faktor) durch die Prolylhydroxylase vorzeitig abgebaut wird. Damit wird dem Körper ein Sauerstoffmangel vorgetäuscht, der eine erhöhte EPO-Produktion zur Folge hat – ein Vorgang, der physiologisch auch in großer Höhe zum Tragen kommt.
Daprodustat (Jesduvroq™, Glaxo-Smith-Kline) ist indiziert zur symptomatischen Behandlung der Anämie im Rahmen einer chronischen Niereninsuffizienz (CKD) und einer Erhaltungsdialyse seit mindestens vier Monaten. Jesduvroq soll als Tablette in den Stärken 1, 2, 4, 6 und 8 mg auf den Markt kommen.
Die Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel der EMA basiert unter anderem auf der ASCEND-D Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Daprodustat bei Patienten mit renaler Anämie, die eine Erhaltungsdialyse erhalten, untersucht hat. Sie zeigte, dass Daprodustat den Hämoglobinwert bei zuvor unbehandelten Patienten in den gewünschten Zielbereich von 10 bis 11,5 g/dl anhebt und aufrechterhält. Bei mit EPO vorbehandelten Patienten wurde der Zielwert aufrechterhalten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Bluthochdruck, thromboembolische Ereignisse und Durchfall.
In der EU wird es somit voraussichtlich demnächst drei Vertreter der HIF-PH-Inhibitoren geben. Roxadustat (Evrenzo™) wurde im Jahr 2021 zugelassen; Vadadustat (Vafseo™) im Mai 2023. Ersteres ist bei renaler Anämie im Rahmen der CKD zugelassen, letzterer (wie auch Daprodustat) nur bei gleichzeitiger Erhaltungsdialyse. Beide Wirkstoffe sind aufgrund von Sicherheitsbedenken in den USA noch nicht von der FDA zugelassen worden. Daprodustat hat dort im Februar dieses Jahres als erster HIF-PH-Inhibitor die Hürde gemeistert.