Damit aus Liebeskummer keine ernste Erkrankung wird |
Beinahe jeder hat Liebeskummer schon mindestens einmal erlebt. Den Schmerz, den viele empfinden, beschreibt Günter Seidler als »hellen und lebendigen Schmerz«. Tatsächlich sind bei Schmerz aufgrund emotionaler Verletzungen die gleichen Hirnareale aktiv wie bei körperlichem Schmerz.
Psychotherapeutin Kalbheim sagt, dass es bei Liebeskummer normal sei, ein paar Wochen quasi außer Gefecht zu sein. »Wenn es jedoch so ist, dass ich das Gefühl habe, ich kriege das alleine nicht bewältigt, ich bin dem so ausgeliefert, ich kann mit meinen Emotionen gar nicht umgehen, dann ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu suchen.«
Die wichtigste Unterstützung kommt zwar von guten Freunden, Familie oder Menschen, zu denen wir einen engen Kontakt haben. Doch wenn der Schmerz so stark ist und so lang anhält, dass wir an nichts anderes mehr denken können, alleine nicht aus der Krise kommen und der Alltag gestört ist oder gar nicht mehr stattfindet, helfen Fachleute.
Wie mit vielen Schmerzen zunächst an den Hausarzt oder die Hausärztin. »Idealerweise kennt der Hausarzt einen vielleicht schon länger und hat dann auch einige gute Ansätze«, so Kalbheim. Selbstmedikation ist auf keinen Fall der richtige Weg, abgesehen von natürlichen Mitteln wie Hopfen, Baldrian oder Lavendel, die der Psychologin zufolge beim Schlafen helfen können. Vor allem wer aus Liebeskummer zu Alkohol oder anderen Drogen greift, sollte dringend einen Arzt aufsuchen.
Wer in einer akuten Krise ist, kann auch anonym rund um die Uhr und gebührenfrei mit geschulten Mitarbeitern der Telefonseelsorge sprechen (0800 1110111 oder 0800 1110222) oder chatten unter www.telefonseelsorge.de/chat.
Apropos Drogen: Da Liebeskummer mit den Symptomen des kalten Entzugs vergleichbar ist, rät Traumapsychologe Seidler: »Abstand gewinnen. Am besten alles wegschließen, was einen an den Ex-Partner erinnert.« Sonst sei es wie bei einem trockenen Alkoholiker, der seine Liköre behält und so einen Rückfall riskiert. »Denn eine Trennung hinterlässt Narben, und die können jederzeit aufreißen.« Übrigens auch, wenn man in den sozialen Medien unterwegs ist.
Besser also darüber sprechen und Selbstfürsorge praktizieren. »Die beste Medizin ist, dass man sich etwas gönnen kann, also für sich selbst etwas Gutes tun kann. Und sich das auch selbst wert ist«, so Seidler. Gerade nach schmerzhaften Trennungen ist der Selbstwert, insbesondere der Verlassenen, niedrig. Es sei wichtig, für sich zu sorgen, zu sich selbst zu stehen, alle Bedürfnisse ernst zu nehmen und zu überlegen, was einem helfen kann, um sich wieder ausgeglichener, entspannter, vielleicht sogar wieder ein wenig glücklicher zu fühlen, sagt Psychologin Kalbheim. Und: »Was dabei hilft, darf man sich ruhig gönnen.«