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Psychische Gesundheit

Damit aus Liebeskummer keine ernste Erkrankung wird

Liebeskummer kann eine extreme Belastung für Seele und Körper sein. Was tun, wenn der Liebeskummer richtig schlimm wird, lange dauert oder dafür sorgt, dass wir im Alltag nicht mehr klarkommen? Und wann braucht man professionelle Hilfe?
dpa
PZ
08.11.2024  08:30 Uhr

Liebeskummer setzt den Körper unter starken Stress. Der Verlust einer Beziehung oder eine unerfüllte Liebe können einschneidende Erlebnisse sein – vergleichbar mit einem schweren Unfall oder dem Verlust des Jobs – und eine Krise auslösen, die sich nicht auf das Gefühlsleben beschränkt. Die Stresshormone steigen an, die Glückshormone werden weniger, sagt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Eva Kalbheim aus Bonn. »Das Ganze führt zu einer körperlichen Anspannungsreaktion, die bei Liebeskummer in vielen Fällen tatsächlich über Wochen oder gar Monate anhalten kann.«

Menschen mit Liebeskummer liegen häufig nachts wach und können nicht aufhören zu grübeln. »Und dann gibt es bestimmte stressassoziierte körperliche Symptome, wie Appetitlosigkeit, Unruhe, häufig Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, die durch das stark angehobene Level von Stresshormonen im Körper entstehen«, berichtet Elena Sohn. Sie hat die Agentur »Liebeskümmerer« gegründet, die Menschen dabei unterstützt, ihren Liebeskummer zu überwinden.

Von kaltem Entzug bis zu physischen Herzproblemen

Der Psychotraumatologe Günter Seidler sagt: »Das Wort Liebeskummer ist viel zu harmlos, das klingt nach Schulhof.« Was im Körper bei Liebeskummer passiere, ähnele den Symptomen eines kalten Entzugs. »Es besteht keine Abhängigkeit von einer Droge, sondern von einem Menschen.«

Liebeskummer könne nicht nur Traurigkeit und Schmerzen verursachen, sondern sogar lebensgefährlich sein. Der Verlust eines geliebten Menschen kann durch den emotionalen Stress zum sogenannten Broken-Heart-Syndrom führen. »Gerade bei älteren Frauen passiert das gar nicht selten, dass sie tatsächlich auch eine Durchblutungsstörung im Herz bekommen, wenn zum Beispiel ein langjähriger Ehepartner gestorben ist«, sagt Eva Kalbheim. Das müsse man ernst nehmen und behandeln.

Wann brauche ich professionelle Hilfe?

Beinahe jeder hat Liebeskummer schon mindestens einmal erlebt. Den Schmerz, den viele empfinden, beschreibt Günter Seidler als »hellen und lebendigen Schmerz«. Tatsächlich sind bei Schmerz aufgrund emotionaler Verletzungen die gleichen Hirnareale aktiv wie bei körperlichem Schmerz.

Psychotherapeutin Kalbheim sagt, dass es bei Liebeskummer normal sei, ein paar Wochen quasi außer Gefecht zu sein. »Wenn es jedoch so ist, dass ich das Gefühl habe, ich kriege das alleine nicht bewältigt, ich bin dem so ausgeliefert, ich kann mit meinen Emotionen gar nicht umgehen, dann ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu suchen.«

Die wichtigste Unterstützung kommt zwar von guten Freunden, Familie oder Menschen, zu denen wir einen engen Kontakt haben. Doch wenn der Schmerz so stark ist und so lang anhält, dass wir an nichts anderes mehr denken können, alleine nicht aus der Krise kommen und der Alltag gestört ist oder gar nicht mehr stattfindet, helfen Fachleute.

Keine Selbstmedikation bei Liebeskummer

Wie mit vielen Schmerzen zunächst an den Hausarzt oder die Hausärztin. »Idealerweise kennt der Hausarzt einen vielleicht schon länger und hat dann auch einige gute Ansätze«, so Kalbheim. Selbstmedikation ist auf keinen Fall der richtige Weg, abgesehen von natürlichen Mitteln wie Hopfen, Baldrian oder Lavendel, die der Psychologin zufolge beim Schlafen helfen können. Vor allem wer aus Liebeskummer zu Alkohol oder anderen Drogen greift, sollte dringend einen Arzt aufsuchen.

Apropos Drogen: Da Liebeskummer mit den Symptomen des kalten Entzugs vergleichbar ist, rät Traumapsychologe Seidler: »Abstand gewinnen. Am besten alles wegschließen, was einen an den Ex-Partner erinnert.« Sonst sei es wie bei einem trockenen Alkoholiker, der seine Liköre behält und so einen Rückfall riskiert. »Denn eine Trennung hinterlässt Narben, und die können jederzeit aufreißen.« Übrigens auch, wenn man in den sozialen Medien unterwegs ist.

Besser also darüber sprechen und Selbstfürsorge praktizieren. »Die beste Medizin ist, dass man sich etwas gönnen kann, also für sich selbst etwas Gutes tun kann. Und sich das auch selbst wert ist«, so Seidler. Gerade nach schmerzhaften Trennungen ist der Selbstwert, insbesondere der Verlassenen, niedrig. Es sei wichtig, für sich zu sorgen, zu sich selbst zu stehen, alle Bedürfnisse ernst zu nehmen und zu überlegen, was einem helfen kann, um sich wieder ausgeglichener, entspannter, vielleicht sogar wieder ein wenig glücklicher zu fühlen, sagt Psychologin Kalbheim. Und: »Was dabei hilft, darf man sich ruhig gönnen.«

Wie lange dauert Liebeskummer?

Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Denn wie lange Liebeskummer dauert, ist individuell und hängt von der Art der Beziehung und den Menschen, die sie geführt haben, ab. Elena Sohn nimmt gern das traditionelle Trauerjahr als Vergleich: Sei früher ein Angehöriger verstorben, sei es Usus gewesen, ein Jahr lang Schwarz zu tragen. »Alle wussten, so lange dauert so ein Trauerprozess ungefähr.«

Liebeskummer sei auch Trauerprozess: »Insofern kann es gut sein, dass er ein Jahr dauert«, so die Agentur-Gründerin. Es gebe natürlich auch Fälle, in denen es kürzer ist. Und ebenso welche, in denen der Trauerprozess noch deutlich länger als ein Jahr braucht.

Feststeht: Die emotionale Verletzung braucht Zeit zum Heilen. Dabei hilft Akzeptanz. Also zu akzeptieren, dass es vorbei ist und die Beziehung nicht funktioniert hat. Und dass es schmerzt: »Ich finde es ganz wichtig, zu akzeptieren, dass es wehtut, wenn eine Beziehung sehr tief und emotional schön gewesen ist und zu Ende geht«, sagt Eva Kalbheim. Nach einer Trennung dürfe es jedem schlechtgehen. Trotzdem sollte man gut für sich sorgen und mit anderen über seine Emotionen sprechen.

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