Da geht noch mehr! |
Brigitte M. Gensthaler |
28.09.2023 10:15 Uhr |
Ein Jahr pharmazeutische Dienstleistungen: Was ist daraus geworden und wie geht es weiter? Das war ein spannendes PZ-Nachgefragt-Thema in der Pharma-World auf der Expopharm in Düsseldorf. / Foto: Avoxa/Expopharm
Seit rund einem Jahr dürfen Apotheken fünf pharmazeutische Dienstleistungen, für die die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Während einige Apotheken begeistert sind, zögern viele, weil sie im Apothekenalltag keinen Platz für neue Leistungen finden. Viel Stoff für eine PZ-Nachgefragt-Diskussionsrunde in der Pharma-World, die von PZ-Redakteurin Daniela Hüttemann moderiert wurde.
Blutdruckmessung, Inhalatorschulung und strukturierte Medikationsberatung sind patientenzentrierte Leistungen der Präsenzapotheke, die online nicht machbar sind. »Kunden und Patienten sind echt dankbar, dass wir uns Zeit für sie nehmen«, berichtete Caroline Hagedorn, PTA aus Heringen. Apothekeninhaberin Dorothee Michel aus Hamburg, die selbst an der Implementierung von Medikationsanalysen in Apotheken forscht, ging noch einen Schritt weiter: »Die Patienten brauchen unsere pDL; diese nicht anzubieten, ist unterlassene Hilfeleistung.«
Allerdings ist das neue Angebot der Apotheken kaum bekannt. Im direkten Gespräch könne man den Beratungsbedarf am besten eruieren und die Patienten für die pDL motivieren, so Dr. Katja Renner, angestellte Apothekerin aus Heinsberg. Gute Erfahrungen habe sie zudem gemacht mit Vorträgen in Seniorenheimen.
Doch erst einmal muss die Apotheke bereit sein. Für Wencke Fink, Apothekerin aus Ahlen und pDL-Botschafterin der ABDA, war der Start in der Apotheke eine »Sache des Nachwuchses«. Sie sei begeistert von den neuen Möglichkeiten. Ihr Vater als Apothekeninhaber habe die Teamschulung ebenfalls absolviert. »Nicht immer muss der Chef selbst teilnehmen, aber er muss die pDL akzeptieren und die Motivation der Mitarbeiter ankurbeln«, empfahl Renner. Sie wünsche sich, dass noch mehr Inhaber diese Chance zur Profilierung ihrer Apotheke ergreifen. Die Koordination könne ein engagierter Mitarbeiter, auch eine PTA, übernehmen.
Dr. Hannes Müller, Apothekeninhaber aus Haltern am See und Vorstandsmitglied der Bundesapothekerkammer, begrüßte es ausdrücklich, wenn das Team Freude an den neuen Aufgaben hat. Planbare Angebote wie die Medikationsberatung könne man auf Randzeiten in der Apotheke verlegen. Da kein Wareneinsatz nötig ist, entspreche die Vergütung dem Rohgewinn. Wirtschaftlich noch interessanter wird es, wenn mehrere pDL kombiniert oder Zusatzverkäufe generiert werden, ergänzte Renner.
In der Diskussion wurde klar, dass nicht nur der Start, sondern auch die Kontinuität des pharmazeutischen Angebots gut geplant werden will – und dass das gesamte Team mitziehen muss. »Wichtig ist es, die Begeisterung im Team aufrechtzuerhalten, damit das Angebot nicht abflaut«, betonte Michel. Hagedorn erstellt sich eine persönliche To-do-Liste: »Jeden Tag eine DL – und das schaffe ich.« Fink empfahl regelmäßige »Team-Challenges« zu einzelnen pDL.