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Covid-19-Impfungen – was dürfen Apotheker in anderen Ländern?

In Europa sind die Pharmazeuten unterschiedlich stark in die Covid-19-Impfungen eingebunden. Oft bremsen rechtliche Hürden ihren Einsatz. Viele Berufsverbände pochen jedoch auf Gesetzesänderungen. Ein Überblick.
Jennifer Evans
04.08.2021  14:30 Uhr

Seit Dezember 2019 sind weltweit mehr als 3 Millionen Menschen an dem Coronavirus gestorben, zwei Drittel davon allein in Europa. Um möglichst viele Menschen in kürzester Zeit gegen Covid-19 zu impfen, mussten die Gesundheitssysteme neue Strategien entwickeln. Wie genau die Pharmazeuten in 13 verschiedenen europäischen Ländern in diese Aufgabe involviert sind, zeigt eine Studie, die das International Journal of Clinical Pharmacy (IJCP) kürzlich veröffentlichte.

In Belgien waren die Apotheker seit Impfbeginn für die Lagerung der Impfstoffe, das Bestandsmanagement sowie etwaige Vorbereitungen in Kliniken und Impfzenten verantwortlich. Obwohl sie nicht selbst impfen dürfen, waren sie in ihrer Rolle als Impfbefürworter an verschiedenen Werbeaktionen beteiligt. Seit Juni 2021 ist laut der IJCP-Studie die belgische Regierung nun dabei, rechtliche Grundlagen zu schaffen, damit die Berufsgruppe künftig Impfstoffe verteilen und auch selbst impfen darf.

Keine Vergütung in Kroatien

Schwerer haben es die Apotheken in Kroatien. Sie waren zwar in die Herstellung von Handdesinfektionsmitteln eingebunden, haben während der Lockdowns Botendienste ausgeführt sowie online Patienten beraten. Doch keinen dieser Services hat die Regierung vergütet. Die Berufsverbände setzen sich aber dafür ein, die Pharmazeuten künftig mehr einzuspannen. Ein Projekt, in dem es zunächst um Grippeschutzimpfungen geht, soll demnach nun die Regierung davon überzeugen, welche Vorteile Impfungen in der Apotheke haben.

Auch in Tschechien sind den Apothekern in Sachen Covid-19-Impfungen die Hände gebunden, weil dies das Gesetz nur den Ärzten erlaubt. Auch halte das Gesundheitsministerium des Landes die Pharmazeuten für fachlich nicht geeignet, so die Studienautoren. Mehr als sich bei der Lagerhaltung und Verteilung sowie bei Werbekampagnen einzubringen, ist dort für die Apotheker offenbar auch langfristig nicht vorgesehen.

Italien erlaubt Impfung mit Janssen und Astra-Zeneca

Dagegen dürfen sich die italienischen Pharmazeuten über einen neu ins Leben gerufenen Impfplan ihres Gesundheitsministeriums freuen. Seit Beginn der Pandemie schon haben Krankenhausapotheker das Handling, die Lagerung und den Transfer der Impfdosen überwacht. Auch Pharmakovigilanz-Tätigkeiten und Dokumentation gehörten zu ihren Aufgaben. Und seit Juni 2021 dürfen die Offizin-Apotheker auch selbst Impfungen von Johnson & Johnson und Astra-Zeneca verabreichen, sofern sie vorab den erforderlichen Trainingskurs absolviert haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ihr Betrieb einen Rezeptions-, Administrations- und Überwachungsbereich besitzt.

Eine aktive Rolle in Sachen Impfstoff-Lagerung, Bestandmanagement und Patientenberatungen übernehmen ebenfalls die niederländischen Pharmazeuten – sowohl in den Apotheken vor Ort als auch in Kliniken. Impfen dürfen sie jedoch nach wie vor nicht. Anders ist die Situation in Portugal. Dort dürfen die Apotheker seit 2007 zwar grundsätzlich Impfungen verabreichen, für die Patienten dann aus eigener Tasche zahlen. Doch an der Covid-19-Impfkampage waren sie bislang nicht beteiligt, obwohl sie offiziell ihre Bereitschaft signalisiert hatten.

Dokumentationspflicht kam in Irland spät

Fast schon Tradition hat das Impfen in irischen Apotheken. Angefangen mit Grippeschutz-Impfungen im Jahr 2011, ist es Pharmazeuten inzwischen außerdem erlaubt, gegen Pneumokokken sowie Herpes Zoster zu impfen. Nicht überraschend kam dann während der Pandemie auch die Covid-19-Impfung dazu – nicht nur innerhalb der Offizin-Räume, sondern auch außerhalb. Obwohl die Berufsgruppe schon früh mithalf, hatte es der Studie zufolge anfangs noch keine Dokumentationspflicht gegeben, sodass sich die Höhe der nun geltenden Vergütung von 25 Euro pro Dosis plus 10 Euro für den Verwaltungsaufwand nachträglich nur noch schwer belegen lässt.

In Serbien impfen lediglich Krankenschwestern in Impfzentren. Ein Vorstoß der Pharmazeuten, in Zukunft zumindest Grippeschutz-Impfungen durchführen zu dürfen, lehnte das dortige Gesundheitsministerium im Februar 2021 ab. Die große Bereitschaft der Apotheker, Teil der Impfkampagne sein zu wollen, soll nun eine Untersuchung belegen, die zudem die Situation in Kroatien, Bulgarien und Rumänen beleuchtet.

Flickenteppich in der Schweiz und der UK

Kleinteilig stellt sich die Lage in der Schweiz dar, da jedes der 26 Kantone eine eigene Impf-Strategie verfolgt. Einige Gegenden erlauben ihren Apothekern, nach einer entsprechenden Schulung bereits seit 2015 zu impfen. Dabei variiert natürlich auch, welche Impfungen das jeweils betrifft. Das Covid-19-Vakzin bildet da keine Ausnahme. Wenn sie in ihrem Kanton nicht selbst impfen dürfen, helfen die Schweizer Apotheker aber landesweit beim Management und der Dokumentation aus. Ähnlich ist es im Vereinigten Königreich: England, Schottland, Wales und Nordirland entscheiden selbst, wie sie während der Pandemie vorgehen. Überall waren Apotheken jedoch an der Impf-Front im Einsatz. Neben einer unterstützenden Tätigkeit in Arztpraxen und Impfzentren dürfen sie nämlich unter bestimmten Voraussetzungen auch selbst impfen, auch außerhalb ihres Betriebs. Termine dafür vergibt der britische Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) auf seiner Website. Die PZ hatte über die Bedingungen bereits ausführlich berichtet.

Lediglich assistieren dürfen spanische Krankenhausapotheker, wenn Ärzte gegen das Coronavirus impfen. Offizin-Apotheker sind hingegen nicht in die Durchimpfung der Spanier involviert. Eine Ausnahme existiere im Ballungsraum Madrid, heißt es in der IJCP-Auswertung. Dort hätten die Pharmazeuten immerhin Mitgliedern ihres eigenen Berufstands eine Covid-19-Impfung verabreichen dürfen.

Türkische Regierung macht vieles selbst

Keine Anstalten, die Apotheken bei den Corona-Impfungen einzubeziehen, unternimmt demnach die türkische Regierung. Die Corona-Impfstoffe schickt das Gesundheitsministerium selbst an die Zentren und Kliniken raus. Der Beitrag der Apotheken besteht derzeit darin, die Bevölkerung zu informieren. Auch in der Türkei wird laut Studie aktuell analysiert, wie sinnvoll unter anderem der Einsatz von Pharmazeuten in die Covid-19-Impfkampagne ist.

Nach Auffassung der IJCP-Autoren sollten einige europäische Länder die Expertise und Bereitschaft ihrer Apotheker stärker nutzen und ihnen – nicht nur angesichts der Pandemie – noch mehr Verantwortung übertragen.

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