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Impfstoff-Testung

Coronavirus-Stämme für Challenge-Studien

US-Forscher entwickeln derzeit Coronavirus-Stämme, die möglicherweise zur gezielten Testung von Impfstoffkandidaten in sogenannten Challenge-Studien eingesetzt werden könnten. Dies bestätigte das National Institute of Allergy and Infectious Diseases am vergangenen Freitag.
Theo Dingermann
18.08.2020  08:00 Uhr

Bereits im Mai berichtete die PZ über die Kampagne »1Day Sooner«, im Rahmen derer sich Menschen melden können, die bereit wären, sich für die Forschung bewusst mit dem SARS-CoV-2-Virus infizieren zu lassen, um so die Impfstoffentwicklung zu beschleunigen. Für derartige »Human Challenge Trials« entwickelt nun das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) der USA, geeignete Virusstämme.

Der Direktor des Instituts, Dr. Anthony Fauci, bezeichnete diese Initiative als »Plan C oder Plan D«. Die Entwicklung eines solchen Stamms, die unter strenger behördlicher Aufsicht erfolgen würde, wird Monate in Anspruch nehmen. Daher erscheint es momentan eher als unwahrscheinlich, dass ein solcher Stamm tatsächlich zum Einsatz kommen müsste. Denn derzeit infizieren sich in manchen Ländern, darunter die USA, Mexiko und Brasilien, täglich noch so viele Menschen, dass die Impfstofftestung in diesen Ländern noch ohne einen »Challenge-Strategie« möglich ist.

»Human Challenge Trials« mit infektiösen, teils lebensgefährlichen Viren, sind ethisch umstritten. »In der Regel werden Challenge-Studien am Menschen durchgeführt, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt das natürliche Infektionsgeschehen zu gering ist, um in angemessener Zeit ein Signal erwarten zu können«, hatte Fauci am Freitag der »Washington Post« in einem Interview gesagt. Und hatte ergänzt: »Leider haben wir dieses Problem nicht – wir haben viele Infektionen.«

Impfstofftestung

Normalerweise testen Forscher Impfstoffe, indem sie Probanden mit dem Impfstoffkandidaten oder mit einem Placebo impfen und abwarten, ob diejenigen, die den Impfstoff erhalten hatten, sich seltener infizieren oder deutlich schwächer Krankheitssymptome entwickeln, nachdem sie im täglichen Leben einem Virus ausgesetzt waren.

Um dem Impfstoffkandidaten eine 60-prozentige Wirksamkeit attestieren zu können, müssten in einer Studie mit 30.000 Probanden circa 150 bis 160 Personen erkranken, rechnet Fauci vor. Das kann unter Umständen sehr lange dauern.

Momentan ist allerdings das Infektionsgeschehen noch so hoch, dass eigentlich eine artifizielle Infektion nicht erforderlich ist. Andererseits schwindet die Geduld, zumal sich zwischenzeitlich die Impfstoffentwicklung zu einem wissenschaftlichen Wettlauf entwickelt hat.

Es gibt Befürworter und Gegner von Challenge-Studien

Wie Reuters berichtet, denken momentan die Firmen Moderna/NIAID und BioNTech/Fosun Pharma/Pfizer nicht daran, eine Teststrategie unter Einschluss von Challenge-Studien in Betracht zu ziehen. Andere Hersteller von Impfstoffkandidaten, darunter auch die University of Oxford/AstraZeneca sowie Johnson & Johnson, haben angekündigt, dass sie bei Bedarf Challenge-Studien am Menschen in Betracht ziehen würden, um ihre Covid-19-Impfstofflkandidaten zu testen.

Genau für einen solchen Fall entwickelt nun das NIAID einen geeigneten Virusstamm sowie ein klinisches Protokoll, die beide für die Durchführung solcher Studien erforderlich wären. Kleinere Studien könnten in kleinen Isolationseinheiten durchgeführt werden, um das Virus zu kontrollieren. Wären größere Challenge-Studien mit etwa 100 Personen notwendig, müssten diese an mehreren Orten durchgeführt werden, was monatelange Vorbereitungen zur Koordinierung erforderlich machen würde.

Anfang letzter Woche hatte Johan Van Hoof, der globale Leiter für Impfstoffe bei Johnson & Johnson, Reuters in einem Interview bestätigt, dass man weltweit Vorbereitungen für solche Studien treffe. Dr. Anna Durbin, eine Impfstoffforscherin an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, die bereits mehrere Challenge-Studien geleitet hat, schätzt, dass es neun bis zwölf Monate dauern könnte, um einen menschlichen Challenge-Versuch vorzubereiten und weitere sechs Monate, um die Tests an mehreren Teststandorten zu koordinieren.

Das NIAID favorisiert nach wie vor natürliche Feldversuche zur Evaluierung von SARS-CoV-2-Impfstoffkandidaten. Andererseits kann das Institut auch nicht ausschließen, dass spätere Generationen von Impfstoffen oder Behandlungsregimen zur Testung auf Wirksamkeit auf Challenge-Studien angewiesen sein könnten.

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