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Deutsche Studie

Corona-Pandemie sorgt nicht für mehr Typ-1-Diabetes

Diabetologen fürchteten, dass durch vermehrte Infektionen oder den psychischen Stress des Lock-Downs mehr Kinder und Jugendliche als sonst Typ-1-Diabetes entwickeln könnten. Eine neue Untersuchung gibt nun vorerst Entwarnung.
Christiane Berg
26.08.2020  16:00 Uhr

Durch den Covid-19-Lockdown ist die Zahl der Diabetes-mellitus-Fälle bei Kindern und Jugendlichen nicht gestiegen. So lautet das Resümee einer vor Kurzem im Journal »Diabetes Care« veröffentlichten Studie zu der Frage, ob sich Stressfaktoren wie Kita- und Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen, Home-Schooling und durch Corona forcierte Familienkonflikte auf die Typ-1- Diabetes-Erkrankungsrate bei Kindern und Jugendlichen, aber auch veränderte Infektionszahlen mit Viren ausgewirkt haben könnten. Denn Stress und Virusinfektionen gelten als Trigger bei einer genetischen Anlage für die Autoimmunerkrankung.

Die Autoren griffen für ihre Untersuchung auf alle Neudiagnosen in 216 deutschen Diabeteszentren aus der Zeit des Lockdowns, also zwischen Mitte März und Mitte Mai 2020, zurück. Dabei verglichen sie die Zahlen mit den Neuerkrankungsraten der entsprechenden Monate in den Jahren 2011 bis 2019. Wurden im März-Mai-Intervall des vergangenen Jahres 503 Neuerkrankungen registriert, so belaufen sich diese im gleichen Zeitraum für 2020 auf 531 Fälle. Das, so die Studienautoren, entspricht dem normalen jährlichen Anstieg. Die Inzidenz sei durch den Corona-Lockdown im Gegensatz zu den Diabetesraten nach Katastrophen wie dem GAU im Kernkraftwerk Tschernobyl 1986 oder dem Erdbeben in Los Angeles 1994 nicht erhöht. Mittels der aktuellen Untersuchungen sei es jedoch lediglich gelungen, einen ersten Eindruck zu gewinnen. Weitere Untersuchungen, so die Autoren, sollen folgen, um mittel- und langfristige Effekte der Corona-Pandemie auf die Erkrankungsrate zu erkunden.

In einer Stellungnahme der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zeigt sich der DDG-Vizepräsident Professor Dr. Andreas Neu erfreut über die Tatsache, dass die Extremsituation durch Corona offenbar nicht zu einer Vermehrung der Typ-1-Diabetes-Fälle bei Kindern und Jugendlichen geführt hat. Denn: Generell zähle psychischer Stress neben anderen Ursachen wie Infektionen zu den Risikofaktoren der Entstehung und der Forcierung von Diabetes Typ 1.

Diabetes-Pandemie nicht vergessen

Doch nicht nur der Typ-1-, sondern auch Typ-2-Diabetes werde durch die Zunahme von Übergewicht, Fehlernährung und mangelnder Bewegung immer häufiger diagnostiziert. Das hat die DDG als Mitherausgeberin in ihrem bereits Ende des vergangenen Jahres erschienenen »Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2020« deutlich gemacht und auf signifikant steigende Prävalenzen verwiesen.

Ob jung oder alt: Hinsichtlich Vorbeugung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Therapie und Versorgung auch in der Zukunft bestehe großer Handlungsbedarf. »Es ist fünf vor zwölf«: Das gelte wie beim Klima auch für die aktuelle Diabetes-Bekämpfung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Die Gesamt-Situation sei brisant. Vor 50 Jahren noch eine Randerscheinung, habe Diabetes mellitus heute bereits eine wachsende ökonomische Bedeutung mit gleichermaßen zunehmenden gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen erlangt. »Eine Krankheit wird politisch«, warnen die Autoren der aktuellen DDG-Bestandsaufnahme.

Aktuell leiden in Deutschland etwa sieben Millionen Menschen an einem Typ-2- sowie 340.000 Erwachsene und 32.000 Kinder- und Jugendliche an einem Typ-1-Diabetes. Die Dunkelziffern sind hoch. Gegenwärtig kämen pro Jahr mehr als 500.000 Neuerkrankungen hinzu. Nicht zuletzt aufgrund der allgemein höheren Lebenserwartung werde die Zahl der Diabetes-Erkrankungen bis 2040 auf bis zu 12 Millionen ansteigen. In Deutschland liegt das mittlere Alter bei Typ-2-Diabetes-Diagnose derzeit bei 61 Jahren bei Männern und 63 Jahren bei Frauen.

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