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Corona-Forschung muss smarter werden

Während mit Zulassungen verschiedener Covid-19-Impfstoffe spätestens 2021 gerechnet wird, gestaltet sich die Suche nach wirksamen Medikamenten schwieriger. Was sich in der Arzneistoffentwicklung ändern muss, war diese Woche Thema beim Kongress des Weltapothekerverbands FIP.
Daniela Hüttemann
16.09.2020  14:48 Uhr
Corona-Forschung muss smarter werden

Bislang laufen oder liefen mehr als 1800 klinische Studien mit hospitalisierten Covid-19-Patienten, um eine wirksame Behandlungsmöglichkeit zu finden. »Die Aktivität entspricht jedoch nicht dem Wirkungsgrad«, urteilte der Pharmazieprofessor Dr. Craig Rayner diese Woche in einem Vortrag zur Evidenz bei Covid-19 beim Kongress des Weltapothekerverbands FIP. Rayner ist einer der Präsidenten der US-Firma Certara in Princeton, einem Spezialisten für Arzneistoffentwicklung. Das Unternehmen unterstützt auch das Covid-19 Pharmacology Resource Center, das die Zusammenarbeit auf der Suche nach Medikamenten gegen Covid-19  fördern will.

»Die traditionelle Arzneimittelentwicklung wird den dringenden Bedarf an Therapeutika für Covid-19 nicht decken«, ist sich Rayner sicher. »Wir müssen intelligenter sein und quantitative Ansätze integrieren, um effizientere Testplattformen zu entwickeln, schnell Erkenntnisse aus neu entstehenden Daten zu gewinnen und Informationen aus der Praxis zu verarbeiten.« Es sei bereits viel Zeit und Geld verschwendet worden. Beispiel Hydroxychloroquin: Aus Rayners Sicht waren die Studien ineffizient, die Aussagen immer noch nicht gesichert, dabei hätten bereits einzelne Studien Milliarden US-Dollar gekostet. »Das wäre für ein Pharmaunternehmen undenkbar«, so Rayner.

Der Pharmakologie-Experte ist überzeugt, dass Studien smarter designt werden müssen, um kurzfristig zu vertrauenswürdigen Ergebnissen zu kommen. Immerhin sei ein erster Schritt bereits getan: Innerhalb kürzester Zeit wurden das neue Coronavirus SARS-CoV-2 und die von ihm genutzte Maschinerie genau beschrieben. »Damit kennen wir unseren Feind und mögliche Angriffspunkte«, so Rayner. 

Auf virusspezifische Arzneistoffe fokussieren

Er glaubt, dass gezielt nach spezifischen antiviralen Wirkstoffen gesucht werden sollte, die am besten im frühen Krankheitsstadium eingesetzt werden und nicht erst bei schwer kranken, hospitalisierten Patienten. Bei Letzteren gab es zum Beispiel klinische Studien mit Lopinavir/Ritonavir – mit enttäuschenden Ergebnissen. Jetzt werde die HIV-Kombi auch bei Patienten in frühen Stadien getestet. »Das hätte man viel eher machen sollen«, meint Rayner.

Neben den klinischen Outcomes für den einzelnen Patienten seien auch andere Faktoren wie ökonomische (Verkürzung der Liegedauer im Krankenhaus) oder epidemiologische (Verminderung der Virus-Ausbreitung auf andere) zu berücksichtigen. Gerade Letztere, also das Viral Shedding, lasse sich durch einen frühen Einsatz von Virostatika drosseln.

Doch schon in den präklinischen Studien müsse bereits mehr Sorgfalt walten. »Wir haben zum Beispiel gelernt, dass Tests in Verozellen nicht ideal sind«, so Rayner. Bei Verozellen handelt es sich um Zelllinien, die aus Nierenzellen von Grünen Meerkatze gewonnen wurden. Sie sind mit einer Reihe von Viren infizierbar und sind daher beliebte Testmodelle. Manch ein Wirkstoff zeigte hier eine gute hemmende Wirkung auf SARS-CoV-2, die sich in späteren In-vivo-Studien an Mensch und Tier jedoch nicht bestätigen ließen. Humane Lungenepithelzellen könnten hier das bessere Modell darstellen, hatten im Juli deutsche und französische Forscher berichtet.

Grundsätzlich glaubt Rayner nicht, dass beim sogenannten »Drug Repurposing«, bei dem bekannte Arzneistoffe auf eine Wirkung gegen SARS-CoV-2 zunächst in vitro untersucht werden, ein Volltreffer dabei sein wird. Er vermutet, es brauche spezifische Wirkstoffe, wie es auch bei HIV und Hepatitis C der Fall war. Substanzen, die ein Protein von SARS-CoV-2 adressieren, sollte man daher in der Erforschung stärker berücksichtigen und bevorzugen.

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