Cochrane-Studie zum Nutzen von Masken falsch interpretiert |
Diverse wissenschaftliche Analysen belegen, dass Masken vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. / Foto: Getty Images/andresr
Der Nutzen eines Mund-Nasen-Schutzes gegen die Ausbreitung des Coronavirus ist seit langem Gegenstand hitziger Debatten. Fast zeitgleich mit dem Wegfall der Maskenpflicht in Bussen und Bahnen sorgt nun eine Überblicksstudie des renommierten Forschungsnetzwerks Cochrane für Zündstoff. Maskengegner sehen darin ihre Argumente bestätigt. Doch so einfach ist es nicht.
Es wird behauptet, die Cochrane-Studie beweise, dass Masken kaum oder gar nicht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Eine solche Deutung der Arbeit ist jedoch falsch. In dem Cochrane-Review bündeln die Autorinnen und Autoren Studienergebnisse zur Wirksamkeit von nicht pharmakologischen Maßnahmen, also etwa von Quarantäne, Händewaschen und Maskentragen. Insgesamt untersuchten sie 78 Studien, darunter Arbeiten zum Influenza-Virus, zum Covid-19-Erreger SARS-CoV-2 oder zum schweren akuten respiratorischen Syndrom (SARS).
Die Mehrzahl der Erhebungen bezieht sich auf klassische Hochsaisons für Atemwegsviren bis ins Jahr 2016, nicht auf die Corona-Pandemie. Anhand der gesichteten Studien schreiben die Verfasser, dass das Tragen von Masken in der Bevölkerung wahrscheinlich einen geringen oder gar keinen Einfluss auf das Auftreten von Erkrankungen wie Grippe und Corona hat. Allerdings grenzen sie die Aussagekraft der Ergebnisse ein.
«Das hohe Risiko von Verzerrungen, die Unterschiede bei der Messung der Ergebnisse und das relativ geringe Befolgen der Maßnahmen während der Untersuchungszeiträume machen es schwer, eindeutige Schlüsse zu ziehen», betonen sie. Wie gut Masken tatsächlich vor dem Corona-Virus schützen, müsse dringend weiter untersucht werden. Die Autoren sprechen von «Forschungslücken».
In einer Stellungnahme will Cochrane Deutschland gegen «weitreichende Deutungen» in sozialen Medien vorbeugen: Zu bedenken sei, dass die meisten Studien Interventionen wie das Bereitstellen von Masken untersuchten. Ob und in welchem Umfang diese dann auch von den Menschen getragen worden seien, sei nicht sicher.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.