Christian Ude neuer Kammerpräsident |
Isabel Weinert |
15.01.2025 11:46 Uhr |
Cora Menkens liegen zwei Dinge am Herzen. Das eine sei die Kommunikation mit den Mitgliedern. »Wir müssen mehr auf die Leute zugehen und sie mitnehmen«. Zudem möchte sich Menkens dafür einsetzen, dass es Apotheker aus dem Ausland hier in Deutschland leichter haben, in ihrem Beruf zu arbeiten. Die Wählenden entschieden sich mit 15 Stimmen für Menkens, 11 Stimmen gingen an Russe.
Für den Posten des dritten Beisitzers wurden Russe und Michaela Mann vorgeschlagen. Russe lehnte ab. Mann erklärte, sie brenne für die Offizinapotheke und sei in den letzten zwei Jahren in Nordhessen politisch aktiv geworden, um die Apotheke vor Ort mehr in den Fokus zu rücken. Ganz wichtig sei ihr die Kommunikation mit den Mitgliedern. Sie habe sich in den letzten Wochen viel mit der Basis unterhalten. »Die Basis ist unsere Legitimation«. Desweiteren stehe sie für das Thema Arzneimittelsicherheit sowie für flexiblere Öffnungszeiten gerade an den Wochenenden. Mann erhielt von den Delegierten 19 Ja-Stimmen und 8 Nein-Stimmen.
Zum vierten Beisitzer wurde der HAV-Vorsitzende Holger Seyfarth vorgeschlagen, damit Kammer und Verband als Einheit auch angesichts der Bundestags- und Landtagswahlen auftreten könnten. Ude plädierte für KrankenhausapothekerRobin Brünn, stellte jedoch auch fest, dass er ebenfalls dem Vorschlag für Seyfarth folge.
Seyfarth, seit vielen Jahren berufspolitisch aktiv und Vorsitzender des HAV, verzichtete auf eine Vorstellung seiner Person. Brünn (Liste 3 »Jungapotheker für die Zukunft«), spezialisiert auf Multimedikation und Versorgungsforschung, Stationsapotheker am Uniklinikum Frankfurt, stelte sich wie folgt vor: »Wir brauchen Schulterschluss mit allen. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, interprofessionell zu arbeiten, dass wir andere Berufsstände einbinden.« Es sei zudem in jedem Bereich wichtig, dass es pharmazeutische Expertise gebe. Das Ergebnis: Brünn gewann den Sitz mit 16 Stimmen, auf Seyfarth entfielen 10, bei drei Enthaltungen.
Zum fünften Beisitzer wurde erneut Seyfarth in den Ring geworfen. Ude sagte: »Ich bin hier angetreten damit, dass wir alle Listen im Vorstand vertreten haben wollen. Ich möchte nochmals dafür plädieren, dem nachzukommen. Ich möchte wirklich dafür werben, auch die Liste 1 im Vorstand vertreten zu sehen«. Er wolle auch dafür werben, dass man nicht nur jede Liste, sondern auch möglichst viele Betätigungsfelder vertreten sähe. Aus dieser Argumentation heraus plädierte Ude erneut für Russe aus Liste 1. Als dritter Kandidat wurde Erik Modrack vorgeschlagen, der jedoch ablehnte. Russe gewann mit 16 Ja-Stimmen.
Abschließend bedankte sich Ude für die Wahl und sagte: »Ich wünsche mir hier keine Denkverbote und bin Ihnen sehr dankbar, dass aus jeder Liste ein Delegierter im Vorstand ist«. Neuanfang bedeute aber nie, dass man keinen Respekt vor seinen Vorgängern habe. »Das, was war, mit Ursula Funke als Präsidentin, geht heute zu Ende. Es gibt wahrscheinlich wenige Menschen, die mit derartiger Leidenschaft sich eingesetzt und gekämpft haben. Sie hat mit einer Akribie Netzwerke geknüpft und Termine wahrgenommen, das sind schon Fußstapfen, in die wir treten.«
Sie habe sich dazu entschieden, nicht mehr zu kandidieren. Das erfordere Anerkennung und Respekt. »Es täte uns allen verdammt gut, wenn wir nicht immer das Alte außen vor lassen«, so Ude. »Liebe Ursel, ich glaube, Dein Engagement und Deine freie Entscheidung hier zurückzutreten, verdient unseren vollen Respekt. Ich sage im Namen aller ganz herzlichen Dank und viel Spaß bei alledem, was Du jetzt statttdessen machst.«
Ude bedankte sich ebenfalls bei der ehemaligen Vizepräsidentin Viola Schneider, für deren Engagement und Einsatz. Schneider verabschiedete sich mit den Worten: »Ich wünsche Euch, dass Ihr das Listendenken beiseite legen könnt und gemeinsam für alles, was Apotheker tun, gemeinsam eintretet.
Am Ende dieses denkwürdigen Tages hat der neue Kammerpräsident Ude schon einmal geschafft, was er zu Beginn klar anstrebte: Der Vorstand setzt sich zusammen aus sieben Mitgliedern, von jeder Liste eines.
Nach zehn Jahren geht die Ära »Ursula Funke« als Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen zu Ende. In der konstituierenden Sitzung der XVII. Delegiertenversammlung gab Ursula Funke ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur für das Amt der Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen bekannt. Wer Ursula Funke kennt, weiß, dass ihr das schwerfiel. Denn sie war eine Präsidentin, die sich zu 100 Prozent mit dem Amt identifizierte, die aber erkennen musste, dass Engagement alleine nicht honoriert wird, wenn Erfolge ausbleiben, die von den Kammermitgliedern erwartet werden, auch wenn sie von einer landespolitischen Funktionärin nicht durchzusetzen sind.
Ungeachtet dessen kann man der scheidenden Präsidentin eines sicherlich nicht vorwerfen: Untätigkeit oder Gleichgültigkeit. Dass weder das eine noch das andere zutrifft, ist gut überprüfbar. Denn es ist eine Errungenschaft der sozialen Medien, dass gerade diejenigen, die in der Öffentlichkeit stehen und gehört werden wollen, auf diesen Plattformen detailliert ihre Aktivitäten dokumentieren. Wer also wissen will, wie sich Ursula Funke in den Dienst der hessischen und der bundesdeutschen Apothekerinnen und Apotheker gestellt hat, kann sich beispielsweis hier https://www.linkedin.com/in/ursula-funke-843629183/recent-activity/all/ ziemlich umfassend informieren. Das ist beindruckend und verdient Respekt aber vor allem auch Dank.
Theo Dingermann