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Hoffnungsträger im Porträt

Chloroquin und Coronavirus – Pro und Kontra

Wenn über mögliche Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 berichtet wird, ist fast immer auch die Rede von Chloroquin oder dem nahen Verwandten Hydroxychloroquin. Es gibt positive, aber auch zurückhaltende Äußerungen zur Wirksamkeit. Hoffnungsschimmer sind die Moleküle aber allemal.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 20.03.2020  14:32 Uhr

Chloroquin hat eine lange Karriere hinter sich und sich mehr oder minder zur Ruhe gesetzt: In den 1930er-Jahren entwickelt, wurde es über Jahrzehnte zur Malariaprophylaxe eingesetzt, dann aber von besseren und verträglicheren Arzneistoffen abgelöst. Mittlerweile ist das Medikament Resochin® nur noch in Pakistan auf dem Markt. Dort wird es auch hergestellt. Wie das Pharmaunternehmen Bayer auf seiner Website mitteilt, wird die Produktion nun wieder hochgefahren, weil der Wirkstoff möglicherweise bei Covid-19-Patienten einen Nutzen bringt.

Ein Comeback ist nicht völlig ausgeschlossen. Bayer hat gestern gemeldet, dass das Unternehmen die US-Regierung im Kampf gegen Covid-19 mit einer Spende von drei Millionen Tabletten Resochin unterstützt. Mit US-Präsident Donald Trump gingen derweil schon die Pferde durch, als er darüber informierte, dass die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Chloroquin bereits als Covid-19-Medikament zugelassen hat. Diese Falschaussage wurde mittlerweile aber von der FDA korrigiert. Auch in den USA gebe es kein zugelassenes Medikament, Chloroquin werde nun jedoch in einer großen Studie mit Covid-19-Patienten untersucht. Mit dem deutschen Bundesgesundheitsministerium gibt es laut Bayer ebenfalls Gespräche, um den Wirkstoff nach Deutschland zu importieren. Während Chloroquin in Deutschland also nicht mehr im Handel ist, ist das bei Hydroxychloroquin anders. Das entsprechende Medikament von Sanofi-Aventis heißt hierzulande Quensyl® (Reimporte: Plaquenil®).

Wirkmechanismus von Chloroquin

Wie ist man überhaupt auf die Idee gekommen, Patienten, zum Beispiel in China, mit Chloroquin zu behandeln? Der Wirkstoff hatte bereits Anfang des Jahrtausends bei der Behandlung gegen das SARS-1 Effekte gezeigt. Der Wirkmechanismus ist nicht vollständig aufgeklärt, aber es wird angenommen, dass durch den Wirkstoff sowohl der pH-Wert in den Zellen erhöht wird als auch die Andockstellen des Virus verändert werden, womit dem Erreger erschwert wird, die Epithelzellen der Atemwege zu infizieren, so Dr. Martin Springsklee, Leiter Medizin für Antiinfektiva bei Bayer, auf der Website.

Auch ein immunmodulierender Effekt steht im Raum. In »Lancet Infectious Diseases« wird beispielsweise eine unterdrückende Wirkung auf die Bildung und Freisetzung von Interleukin-6 (IL-6) genannt. Als Mediator entzündlicher Komplikation spielt IL-6 auch bei viralen Infektionen offenbar eine Rolle, weshalb IL-6-Hemmer wie Tocilizumab (RoActemra® von Roche) ebenfalls als mögliche Therapieoption diskutiert werden.

Was bei beiden Malariamitteln bislang fehlt, sind Ergebnisse von großen, gut designten klinischen Studien. Kleinere Studien wurden bereits veröffentlicht, etwa eine nicht randomisierte Studie mit 26 SARS-CoV-2-Infizierten in Frankreich, von der ein Team um Dr. Philippe Gautret von der Aix-Marseille Universität im »International Journal of Antimicrobial Agents« berichtet.

Von genau dieser Studie hält jedoch der Virologe Professor Dr. Christian Drosten von der Charité in Berlin sehr wenig. In einem Podcast auf »NDR Info« hat er sich mit der Studie und mit Chloroquin im Allgemeinen beschäftigt. Drosten bemängelt berechtigterweise gleich mehrere Punkte an der Studie: So liegt zum Beispiel das Durchschnittsalter der Studienarme weit auseinander. Neben einer fehlenden Randomisierung ist auch die unterschiedliche Krankheitslast zu Studienbeginn in den beiden Gruppen problematisch.

Last but not least muss man leider auch den primären Endpunkt hinterfragen. Nicht das klinische Outcome wurde unter die Lupe genommen, sondern die Viruslast im Hals. Das ist für Drosten der falsche Parameter. Er vermisst Messungen der Viruslast in der Lunge und plädiert letztlich für einen harten klinischen Endpunkt wie den klinischen Ausgang der Intervention.

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