Chip misst Augeninnendruck kontinuierlich |
Christina Hohmann-Jeddi |
07.10.2021 09:00 Uhr |
Der graue Star lässt sich derzeit noch nicht medikamentös therapieren, doch die eingetrübte Linse kann durch eine Kunstlinse ersetzt werden. Diese Eingriffe werden jedes Jahr etwa 800.000 Mal in Deutschland durchgeführt, berichtete Professor Dr. Anja Liekfeld, Chefärztin der Klinik für Augenheilkunde am Ernst von Bergmann Klinikum in Potsdam. Trotz eines großen Fortschritts in der Entwicklung von Kunstlinsen, gäbe es bislang noch keine, die eine Akkommodation leisten können, also in unterschiedlichen Entfernungen scharf sehen zu können. »Die Entwickler haben aber sogenannte pseudoakkommodierende Linsen auf den Markt gebracht, die gleichzeitig mehrere Brennpunkte abbilden«, sagte Liekfeld. Inzwischen stünden aber eine ganze Reihe solcher Mehrfachstärkenlinsen zur Verfügung.
Die gesetzlichen Krankenkassen kommen für die Implantation einer Standardkunstlinse auf, die nur eine Entfernung scharf abbildet – die meisten wählen die Ferne. »Für alle anderen Abstände benötigt man dann nach der Operation eine Brille«, erläutert Liekfeld. Besteht der Wunsch nach weitergehender Brillenunabhängigkeit, müssen Sonderlinsen herangezogen werden, zu denen auch die Mehrstärkenlinsen zählen. Im Fall einer Hornhautkrümmung kommen sogenannte torische Linsen zum Einsatz.
»Mehrstärkenlinsen kommen nur infrage, wenn das Auge – abgesehen vom grauen Star – gesund und nicht etwa durch altersabhängige Makuladegeneration oder den grünen Star vorgeschädigt ist«, erklärte Liekfeld. Dies müsse durch entsprechende Voruntersuchungen geklärt werden. Darüber hinaus müssten die Patienten und Patientinnen auch über die Nachteile der Sonderlinsen informiert werden, fügte die DOG-Expertin hinzu. Dazu gehört, dass das Kontrastsehen eingeschränkt und die Licht- und Blendempfindlichkeit bei Dämmerung und Dunkelheit erhöht sein kann. Es könnten Phänomene wie Lichtringe (Halos) oder Sterne (Starburst) auftreten. »Daher muss vor der Operation sorgfältig mit dem Patienten besprochen werden, ob die individuellen Anforderungen an das Sehen durch eine Sonderlinse erfüllt werden können«, betont die Augenärztin.