Cannabis als Interaktionspartner |
Was bedeutet das aber für die Praxis? »Hier ist die Frage entscheidend, mit welcher Intention Cannabis eingesetzt wird«, erklärt Petri. Medizinisch indiziert werden unter ärztlicher Aufsicht standardisierte Produkte eingesetzt und die Dosis so lange angepasst, bis der gewünschte Effekt erreicht ist. Im Freizeitkonsum ständen jedoch andere Motivationen im Vordergrund. »Sollten die erwünschten nicht medizinischen Ziele durch Induktoren gemindert sein oder durch Inhibitoren beschleunigt erreicht werden, so adaptiert der erfahrene Anwender gerade bei inhalativer Applikation dies durch einen mehr oder weniger intensiven Konsum von Cannabis«, lautet seine Vermutung.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Art der Anwendung. Beim Rauchen von Cannabis entstehen – wie übrigens auch beim Rauchen von Zigaretten – durch den Verbrennungsprozess polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die die Bildung von CYP1A2 induzieren. Ab zweimaligem Rauchen pro Woche zeigt sich bei Cannabis ein Effekt auf die Expression dieses Enzyms. CYP1A2 ist an der Metabolisierung verschiedener Arzneistoffe wie Theophyllin, Agomelatin, Clomipramin, Imipramin, Olanzapin, Clozapin, Zolmitriptan, Duloxetin oder Clopidogrel beteiligt. Steht mehr Enzym zur Verfügung, erhöht das deren Abbau.
Stellen regelmäßige Joint- oder Zigarettenraucher den Genuss plötzlich ein, droht eine Überdosierung an Arzneistoffen wie Olanzapin, Clozapin oder Theophyllin, da die Clearance infolge einer verringerten Genexpression reduziert ist. »Im Einzelfall kann eine Spiegelkontrolle via therapeutisches Drug-Monitoring erforderlich sein«, sagt Petri. Wichtig ist auch der Hinweis, dass die Interkationen nicht eintreten, wenn Cannabisblüten vaporisiert werden.