BVDAK will derzeitige Lockerungen beibehalten |
Jennifer Evans |
27.04.2020 17:20 Uhr |
Mehr Verantwortung in der Krise: Wo bisher nur aut idem möglich war, können Apotheker, wenn es die Umstände erfordern, gemeinsam mit dem Arzt auch aut simile versorgen. / Foto: Getty Images/Caiaimage
Der Beratungs- und Verwaltungsaufwand, den Apotheken bis vor Kurzem aufgrund der mehr als 27.000 Rabattverträge hatten, ist in den Augen des BVDAK in Zukunft nicht mehr hinnehmbar. Der Aufwand habe sich in der Vergangenheit weder gerechnet noch habe er »im Einzelfall zu einer akzeptablen Versorgung geführt«, heißt es. Manchmal zeige sich, dass »zunächst in der Not getroffene Maßnahmen wie die nun geltende Substitutionsregelung bei Rabattarzneimitteln sehr viel effizienter und patientenfreundlicher« seien als »die alten, starren und überbürokratischen Regelungen«, so der BVDAK-Vorsitzende Stefan Hartmann.
Die kürzlich in Kraft getretene SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) sieht unter anderem Lockerungen bei den Rabattverträgen vor, erweiterte Möglichkeiten mit Blick auf den Austausch des vom Arzt verordneten Medikaments sowie ein Honorar für den Botendienst. Außerdem sollen die Apotheken während der Pandemie keine Retaxierungen befürchten müssen.
Hartmann begrüßt die Inhalte der Eilverordnung, hofft aber, die Politiker ziehen weitere Lehren aus der Krise. Für dringend erforderlich hält er etwa die Bestrebungen, die Wirkstoffproduktion in die EU zurückholen. Zudem ist es seiner Ansicht nach für Apotheker wünschenswert, in Zukunft nicht nur am Ende der Lieferkette aktiv zu sein, sondern sich beispielsweise verstärkt in Sachen Grippeimpfung einzubringen. Doch der BVDAK-Vorsitzende befürchtet, dass »wir spätestens nach Corona in ein altes Denken zurückfallen«. Dann dauere es nur einige Tage, bis die Krankenkassen erneut ihre »irrsinnigen Retaxierungen« starteten.
Erfreut ist Hartmann hingegen von der öffentlichen Anerkennung, die stationäre Apotheken in den vergangenen Wochen bekommen haben. Damit spielt er insbesondere auf einen Brief von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an, in dem er die Apotheker lobt. Damit habe der Minister einerseits die systemrelevante Funktion der Apotheken in der Versorgung hervorgehoben und sich gleichzeitig für die täglichen Anstrengungen des Berufsstands bedankt, so Hartmann.
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