| Ev Tebroke |
| 19.02.2020 12:14 Uhr |
Nicht nur Ärzte können impfen, sondern auch die Apotheker. Davon sind die Pharmaziestudierenden in Deutschland überzeugt. / Foto: Shutterstock/LightField Studios
Die Pharmaziestudierenden in Deutschland setzen auf die Impfmöglichkeit in Apotheken. In einem Positionspapier begrüßt ihr Bundesverband (BPhD) ausdrücklich die im Masernschutzgesetz vorgesehene Möglichkeit für Apotheken, in Modellversuchen das Impfen zu erproben. Besagtes Gesetz sieht vor, dass Apotheken künftig im Rahmen vom Projekten Erwachsene gegen Grippe impfen dürfen. Die Regelungen greifen zum 1. März 2020. Derzeit erarbeitet die Bundesapothekerkammer (BAK) entsprechende Leitlinien zum Thema.
Der BPhD fokussiert in seinem Positionspapier aber nicht nur auf die Grippeimpfung oder die mit dem Gesetz ebenfalls geregelte Masernimpfpflicht für Kinder und Jugendliche. Sondern er betont die Wichtigkeit einer grundsätzlichen Erhöhung der Durchimpfungsquote bei allen gängigen Impfungen. Eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent sollte nicht nur bei Masern, sondern für alle durch die Ständige Impfkommission (STIKO) als empfehlenswert eingestuften Impfungen angestrebt werden, so die Forderung. Um dies zu erreichen, setzen die Studenten ausdrücklich auf Aufklärung statt auf Zwang. Zudem gelte es, Impfprozesse für Patienten zu erleichtern. Hier komme den Apotheken eine entscheidende Rolle zu.
»Apotheker haben das nötige Grundlagenwissen, um die physiologische Wirkungsweise von Impfungen zu verstehen und den Patienten erklären zu können«, heißt es in dem Papier. Zudem bestehe in Apotheken eine höhere Personenfrequenz als in Arztpraxen. Apotheker könnten aktiv auf eine breite Masse der Bevölkerung zugehen, sie für das Impfen sensibilisieren und Impfungen direkt in der Apotheke durchführen. Dies könne Hausarztpraxen effizient entlasten und zugleich Patienten lange Wartezeiten für einzelne Impfungen in Arztpraxen ersparen. Zudem erhöhe dies die Akzeptanz für Impfungen und stärke ein Bewusstsein für deren Relevanz.
Um angehende Apotheker auf die neue Dienstleistung vorzubereiten, fordert der BPhD die Einarbeitung des Impfens in die Curricula des Pharmaziestudiums sowie damit einhergehende Trainings zur Kommunikation und Beratung von Patienten und der praktischen Durchführung von Impfungen. Zwar würden an den Universitäten die nötigen theoretischen Grundlagen zum Verständnis über die Wirkungsweise von Impfungen gelegt, die praktischen Grundlagen fehlten derzeit aber noch, so der BPhD.
Bereits approbierte Apotheker sollen sich entsprechend durch Fortbildungen weiterbilden müssen, um ebenfalls in der Apotheke impfen zu dürfen. »Nur wer eine entsprechende Ausbildung vorweisen kann und sich in der Lage fühlt, zu impfen, soll auch impfen dürfen«, unterstreichen die Pharmaziestudierenden. Was ihre Forderung nach Impfmöglichkeiten in der Apotheke betrifft, so verweisen sie auch auf die Position der Medizinstudierenden. Deren Bundesvereinigung, der bvmd, fordert ebenfalls, die Apotheker einzubeziehen, um einen niedrigschwelligen Zugang zu Impfungen zu gewährleisten.
Der BPhD betont, in Ländern, in denen Apotheker bereits impfen dürfen wie England und der Schweiz habe dies zu einer signifikanten Erhöhung der Durchimpfungsquoten geführt. »Diese Entwicklung wollen wir auch auf die Bundesrepublik übertragen.«