Bisphosphonate brauchen Beratung |
Eine der gefürchtetsten Nebenwirkungen von Bisphosphonaten sind Kiefernekrosen. Im Beratungsgespräch gelte es, die Ängste der Patienten nicht zu verharmlosen, aber auch klarzumachen, dass das effektive Risiko äußerst gering ist – zumal man sehr gut vorbeugen könne, machte Stahl klar. Wie hoch das effektive Risiko tatsächlich ist, ist abhängig davon, welche Indikation zugrunde liegt. Für Osteoporosepatienten ist es sehr gering. Es liegt bei unter 0,05 Prozent. Für Zoledronsäure liegt die Wahrscheinlichkeit noch niedriger, bei unter 0,02 Prozent. Damit handle es sich bei weniger als 10 von 10.000 Betroffenen um ein seltenes Ereignis.
Ungleich höher liegt das Risiko, wenn Skelettmetastasen der Grund für die Bisphosphonat-Einnahme sind. Dann wurden in einer Metaanalyse 1: 200 Fälle von Kiefernekrosen gezählt, was einem Risiko von 0,5 Prozent entspricht.
»Kiefernekrosen sind für die Therapietreue alles andere als förderlich beziehungsweise führen dazu, dass die Therapie gänzlich abgelehnt wird«, weiß die Apothekerin aus Erfahrung. Deshalb empfiehlt sie, in der Offizin Nebenwirkungen und Risikofaktoren konkret anzusprechen, aber die Häufigkeit zu relativieren. »Es gilt, das Risiko nicht zu verharmlosen, sonst fühlt sich der Patient nicht ernst genommen.«
Essenziell für das Beratungsgespräch sei es, auf gut umsetzbare Präventionsmaßnahmen einzugehen. Dazu gehörten eine gute Mundhygiene, gut sitzende Prothesen, vorab und eine mindestens einmal jährliche zahnärztliche Kontrolle sowie die sorgfältige Planung von Zahn- und Kieferbehandlungen. Ein erhöhtes Risiko für Kiefernekrosen hätten diejenigen Patienten, die zu geschwollenem Zahnfleisch, Mundgeruch oder schlecht heilenden Wunden nach einer Zahnentfernung neigen, so die Apothekerin.
Warum ist eigentlich der Kieferknochen derart gefährdet? Nach den Ausführungen Stahls ist er der einzige Knochen, der über die Zähne mit der Umwelt in direktem Kontakt steht. Infektionen könnten sich so besonders leicht manifestieren. »Mit der rechtzeitigen Gabe von Betalactam-Antibiotika lässt sich den Actinomyces-Arten, die immer an den Kiefernekrosen beteiligt sind, wirksam der Garaus machen.«