Bislang sind nur wenige Apotheken KIM-User |
Jennifer Evans |
12.11.2021 15:00 Uhr |
Seit dem 1. Oktober 2021 sind auch die Krankenkassen an KIM angeschlossen und somit können die Arztpraxen ihre elektronischen AUs direkt an diese übermitteln – sofern die Kommunikation zwischen den Softwaresystemen reibungslos funktioniert. Zuletzt war allerdings seitens der Ärzteschaft von Problemen bei dem Prozedere zu hören, das ab 1. Januar 2022 für die Mediziner eigentlich verpflichtend ist. Demnach soll es unter anderem an der Auslieferung und Installation von Soft- und Hardware hapern, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Ende Juli kritisierte.
Die Gematik relativiert die Angelegenheit gegenüber der PZ allerdings. Es handele sich um einen Massenprozess mit 77 Millionen Vorgängen pro Jahr. »Der Start ist erwartungskonform gelaufen. Die Praxis- und Kassensysteme nähern sich nun sukzessive an, damit die Verarbeitung immer besser funktioniert«, berichtet Jenzen. Bislang ist das Feedback seines Wissens nach sowohl seitens der Kassen als auch der gesetzlich Versicherten positiv. »Ein anfängliches Holpern ist dabei nichts Unübliches, wenn man an einem so großen Rad wie diesem Massenverfahren dreht«, betonte er. Demnach nimmt die Fehlerquote kontinuierlich ab. Seit dem 1. Oktober sind Jenzens Angaben zufolge aber bereits mehr als 270.000 elektronische AU mit KIM erfolgreich übermittelt worden, Tendenz steigend.
Die Apotheken sind als KIM-User derzeit allerdings noch nicht besonders stark vertreten. Die Gematik begründet das unter anderem damit, dass die Offizinen noch keine solche Massenanwendung besitzen wie die AU eine ist. Genaue Zahlen, wie viele Apotheken bereits mit im Boot sind, wollte die Gematik auf Nachfrage der PZ allerdings nicht nennen. Inzwischen sind zudem die ersten Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie Organisationen wie etwa Kassen(zahn)ärztliche Vereinigungen (KVen) an Bord. Auch auf die Frage, ob in bestimmten Bundesländern bereits mehr KIM-Anschlüsse existierten als in anderen, hielt sich die Gematik gegenüber der PZ bedeckt.
Von Anfang war klar, dass sich KIM künftig immer am Bedarf der Nutzer orientieren wird. Jenzen zufolge wünschen diese sich zum Beispiel, »die Vorzüge von Automatisierung stärker nutzen zu können«. Gemeint ist, dass etwa die empfangende Software beim Eintreffen einer KIM-Nachricht etwaige Anhänge wie Laborbefunde oder Arztbriefe automatisch erkennt und diese »ohne manuelle Eingriffe« weiterverarbeitet – also in die richtige Akte abspeichert. Eine solche Funktion hat allerdings nur noch indirekt etwas mit KIM zu tun, sondern fällt in den Aufgabenbereich der weiterverarbeitenden Systeme, die laut Jenzen dann »lediglich die Intelligenz nutzen, die KIM mitbringt«. Dazu müsse ein Dokument im Vorfeld jedoch mit entsprechenden technischen Merkmalen ausgestattet sein. Er sieht den Mehrwert von KIM vor allem an der Stelle, »wo die Arbeit für die Heilberufler sonst beginnt«, nämlich beim händischen Zuordnen von Standard-Dokumenten.
Die KIM-E-Mail-Adresse setzt sich aus dem Apothekennamen beziehungsweise dem Personennamen zusammen und endet immer auf @anbieter-domain.kim.telematik. Der Apotheke ist freigestellt, ob sie den Namen des Betriebs oder des Inhabers dafür wählt. Dabei ist die Institutionsidentität an den Institutionsausweis (SMC-B) gekoppelt, die personenbezogene Adresse an den elektronischen Heilberufsausweis (HBA). Das KIM-System transportiert Bilddaten, PDF- oder Text-Dateien sowie Audio- oder Videoanhänge.
Die Grundfunktionen des KIM-Systems erklärt die Gematik in einem Video.