Biden vs. Trump: Übersicht der Gesundheitspolitik-Agenden |
Beide Präsidentschaftskandidaten wollen das sogenannte Surprise Billing beenden. In den Krankenversicherungen der US-Bürger sind nur manche Leistungen und Arztbehandlungen enthalten. Oft erhalten die Patienten etwa nach einem Krankenhausaufenthalt eine hohe Rechnung, die sie aus eigener Tasche bezahlen müssen. In dieser wird aufgelistet, welche Leistung sie im Krankenhaus in Anspruch genommen haben, ohne dass die Krankenversicherung diese abdeckt.
Biden möchte zudem staatliche Investitionen in die Gesundheitsversorgung verstärken. In die Versorgung, Pflege und Betreuung von Älteren und Kindern möchte er insgesamt 775 Milliarden US-Dollar investieren. Personen, die Familienangehörige zuhause pflegen, sollen Steuererleichterungen bekommen. Zudem möchte der Demokrat 35.000 Personen im medizinischen und pflegerischem Bereich ausbilden, um Betroffene der Opioid-Krise zu unterstützen. Zehntausende Jobs möchte er im Bereich der Gesundheitsversorgung von Veteranen schaffen.
Kritiker sind der Überzeugung, dass Trump angesichts einer möglichen zweiten Amtszeit im Spannungsfeld der mächtigen Pharma-Lobby und dem Willen der Wähler steht. Seine jetzige Amtszeit war geprägt von einigen Vorschlägen zur Reduzierung der Arzneimittel- und Gesundheitskosten, allerdings zog er diese – auch auf Drängen der Pharma-Industrie – teilweise wieder zurück. Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des wissenschaftlichen Verbunds »Federation of American Societies for Experimental Biology« (FASEB), Jennifer Zeitzer, ist der Überzeugung, Trumps zweite Amtszeit wäre wie die erste ähnlich geprägt von unvorhersehbaren Maßnahmen, die einerseits wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen aber andererseits auch den wissenschaftlichen Prozess kritisieren, heißt es in einem Artikel der Fachzeitschrift »The Lancet«. Biden erklärte, dass er auf die Wissenschaft hören werde und seine Präsidentschaft geprägt von Entscheidungen sein werde, die auf der Expertise von Wissenschaftlern und Public Health Experten basieren, so der Lancet-Artikel.
Bemerkenswert ist, dass Biden im Wahlkampf viel mehr finanzielle Unterstützung von der pharmazeutischen Industrie als Trump erhielt. Laut der Forschungsgruppe »The Center for Responsive Politics« erhielt Biden bis zum 1. November demnach mehr als 11 Millionen US-Dollar, Trump hingegen nur etwas mehr als 2 Millionen US-Dollar. Diese ungleiche Verteilung könnte mit den Versuchen Trumps zu erklären sein, die Arzneimittelkosten in den vergangenen Jahren zu senken und das Bestreben, die Pharma-Industrie stärker zu regulieren.
Es bleibt spannend, wie die Wahl ausgehen und wer am 20. Januar ins Weiße Haus einziehen wird. Dieses Jahr haben Millionen US-Amerikaner vorab per Briefwahl gewählt, teilweise wurden diese Stimmen bereits ausgezählt. Wer die Stimmen der benötigten 270 Wahlmänner im »Electoral College« erhält, ist aber noch offen. Statistikportale wie »YouGov«, das Projekt »FiveThirtyEight« oder »RealClearPolitics« sahen Biden in den letzten Tagen vor der Wahl jedoch als Wahlsieger der 59. Präsidentschaftswahl in den USA.