Beugt Apixaban Rückfällen effektiver vor als ASS? |
Laura Rudolph |
10.01.2024 11:30 Uhr |
Patienten mit einem Schlaganfall mit unbekannter Ursache, die zur Sekundärprophylaxe mit Apixaban behandelt wurden, entwickelten vergleichbar häufig einen erneuten Schlaganfall wie Patienten, die niedrigdosierte Acetylsalicylsäure erhalten hatten. / Foto: Adobe Stock/New Africa
Etwa 15 bis 20 Prozent der Schlaganfälle haben keine bekannte Ursache. Häufig werden sie dann als Schlaganfall mit ungeklärter Emboliequelle (embolic stroke of undetermined source, ESUS) eingestuft. Als Ursache der embolischen Ereignisse wird unter anderem nicht entdecktes Vorhofflimmern vermutet.
Nach einem ESUS ist das Rezidivrisiko besonders hoch; evidenzbasierte Empfehlungen zur Sekundärprophylaxe fehlen bislang. In früheren Studien konnten die direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) Dabigatran und Rivaroxaban das Rückfallrisiko bei ESUS-Patienten nicht signifikant stärker senken als niedrigdosierte ASS – die in Leitlinien zur Nachbehandlung nach einem Schlaganfall empfohlen wird.
Forschende um Professor Dr. Tobias Geisler vom Universitätsklinikum Tübingen haben nun erstmals ein DOAK und niedrigdosierte ASS bei ESUS-Patienten verglichen, die noch zusätzliche Risikofaktoren für kardiale Thromboembolien aufwiesen. Die Ergebnisse der ATTICUS-Studie wurden kürzlich im Fachjournal »NEJM Evidence« publiziert. Apixaban konnte im Vergleich zu ASS die Häufigkeit für das Auftreten neuer ischämischer Läsionen nicht signifikant verringern. Dennoch könnten bestimmte Risikogruppen von einer direkten Antikoagulation profitieren, so die Studienautoren.
An der Studie nahmen 352 Patienten mit einem kürzlich zurückliegenden ESUS teil, die mindestens einen Risikofaktor für Vorhofflimmern aufwiesen. Nach einer 1:1-Randomisierung erhielten 178 Patienten zweimal täglich 5 mg Apixaban und 174 Patienten einmal täglich 100 mg ASS über insgesamt zwölf Monate. Die erste Dosis erhielten die Teilnehmenden innerhalb von vier Wochen nach dem Schlaganfall, durchschnittlich ab dem achten Tag. Bei allen Patienten wurde der Herzrhythmus kontinuierlich überwacht. Wurde bei einem Patienten innerhalb der ASS-Gruppe Vorhofflimmern festgestellt, folgte innerhalb von 14 Tagen eine MRT-Messung und eine Therapieumstellung von ASS auf Apixaban.
Der primäre Endpunkt war das Auftreten neuer ischämischer Läsionen des Gehirns, die mithilfe eines MRT-Scans innerhalb der zwölfmonatigen Beobachtungszeit identifiziert wurden. Die MRT-Scans waren bei 92 Prozent der Teilnehmenden (325 von 352 Patienten) auswertbar. Der kombinierte sekundäre Effektivitätsendpunkt umfasste erneute Schlaganfälle, systemische Embolien, Herzinfarkte und Tod.