| Johanna Hauser |
| 16.12.2025 15:00 Uhr |
Solange man es nicht übertreibt, kann man auch gelegentlich einen Energydrink konsumieren. / © Adobe Stock/Svitlana
Dr. Martha Coyle und Dr. Sunil Munshi vom Universitätsklinikum Nottingham berichten in »BMJ Case Reports« von dem ansonsten kerngesunden Mann, der mit plötzlich aufgetretener Schwäche, Taubheitsgefühl und Störungen der Bewegungskoordination vorstellig wurde. Eine Magnetresonanztomographie brachte eine kleine Läsion im rechten Thalamus zum Vorschein und bestätigte den Verdacht auf einen leichten Schlaganfall.
Verwunderlich war, dass der Mann weitestgehend keine Risikofaktoren für einen Schlaganfall aufwies. Allerdings lag der initiale Blutdruck des Patienten bei 254/150 mmHg. Nach dreitägiger Behandlung mit Amlodipin und Losartan lag der Blutdruck bei Entlassung noch bei 170/80 mmHg. Die anschließend ambulant weitergeführte hypertensive Therapie vermochte den Blutdruck auch nicht zu kontrollieren:
Die systolischen Werte schwankten zwischen 190 und 230 mmHg, trotz des Einsatzes von bis zu sechs Wirkstoffen (Amlodipin, Losartan, Indapamid, Bisoprolol und Doxazosin).
Eine anschließende Befragung zum Lebensstil förderte einen Konsum von täglich acht Dosen Energydrinks zutage. Zusammengerechnet nahm der Patient so knapp 1300 mg Koffein zu sich – die empfohlene Tageshöchstdosis beträgt 400 mg.
Ein kompletter Verzicht normalisierte den Blutdruck binnen einer Woche auf 120–130/80–84 mmHg, nach drei Wochen konnte der Patient die antihypertensive Therapie beenden. Auch Jahre später zeigt sich der Blutdruck normal, allerdings waren die Taubheitsgefühle in Hand und Fuß auch nach acht Jahren nicht vollständig verschwunden.
Die Ärzte sind davon überzeugt, dass der massive Anstieg des Blutdrucks und der anschließende Schlaganfall auf den Konsum der Energydrinks zurückzuführen ist. Koffein lässt einerseits den Blutdruck steigen, andererseits stimuliert es unter anderem die Freisetzung von Renin und Aldosteron. Dadurch steigen Herzleistung und peripherer Gefäßwiderstand an. Taurin und Guarana – meist ebenfalls in Energydrinks enthalten – können den Anstieg des Blutdrucks verstärken. Die Ärzte vermuten, dass ein vorübergehender Spasmus eines Gefäßes den Schlaganfall verursachte.
Nun konsumiert nicht jedermann diese Menge an Energydrinks, dennoch plädiert Coyle für eine stärkere Regulierung von Verkauf und Werbung. Es deute einiges darauf hin, dass der Konsum auf Dauer schädlich für die zerebro- und kardiovaskuläre Gesundheit sei.