Bei Kindern reichen drei Tage Amoxicillin |
Laura Rudolph |
16.01.2025 15:00 Uhr |
Lungenentzündungen, die nicht im Krankenhaus erworben werden und nicht schwer verlaufen, werden vorzugsweise mit Amoxicillin behandelt. / © Getty Images/SBenitez
Bekommen Kinder außerhalb eines Krankenhauses eine Lungenentzündung, spricht man von einer ambulant erworbenen pädiatrischen Pneumonie (Pediatric Community Acquired Pneumonia, pCAP). Ein typischer Auslöser ist das Bakterium Streptococcus pneumoniae. Bei einem nicht schweren Krankheitsverlauf empfiehlt die S2k-Leitlinie zum Management der pCAP, die Infektion für fünf Tage antibiotisch zu behandeln, vorrangig oral mit Amoxicillin.
Ob auch bereits eine dreitägige Amoxicillin-Therapie den gewünschten Erfolg bringt, hat nun ein interdisziplinäres Forschungsteam unter der Federführung des Uniklinikums Freiburg untersucht. Ausgangspunkt der Analyse war eine Anfrage an das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Rahmen des »Themencheck Medizin«, bei dem Bürger Fragen zur Bewertung von Untersuchungs- und Behandlungsverfahren stellen können.
Ebenfalls untersucht wurde, ob eine im Vergleich zur Standarddauer verkürzte Antibiotikatherapie bei akuter Mittelohrentzündung bei Kindern den gewünschten Therapieerfolg bringt. Das Forschungsteam wertete insgesamt 19 Studien aus.
Wie das IQWiG im vorläufigen Ergebnisbericht mitteilte, ist die dreitägige Amoxicillin-Therapie der fünftägigen zur Behandlung einer nicht schweren pCAP nicht unterlegen und ging mit weniger Nebenwirkungen einher. Bei der akuten Mittelohrentzündung ergebe sich jedoch »kein Anhaltspunkt für Nichtunterlegenheit einer kürzeren Antibiotikatherapie«.
Sieben Studien verglichen den Therapieerfolg von unterschiedlich langen Amoxicillin-Behandlungen bei nicht schwerer pCAP. Insgesamt wurden 8590 Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und zehn Jahren eingeschlossen. Verglichen wurden drei versus fünf Tage (drei Studien), drei versus sieben Tage (eine Studie), drei versus zehn Tage (eine Studie) und fünf versus zehn Tage (drei Studien). Eine Studie untersuchte sowohl drei versus zehn als auch fünf versus zehn Tage.
Die fünftägige Amoxicillin-Therapie war der zehntägigen nicht unterlegen. Selbiges gilt für die dreitägige Therapie im Vergleich zur fünf-, sieben- oder zehntägigen. In Puncto Nebenwirkungen war die dreitägige der fünftägigen Therapie überlegen. Dagegen konnte für eine Therapiedauer von fünf statt zehn Tagen »kein Anhaltspunkt für Nichtunterlegenheit bei unerwünschten Ereignissen« gefunden werden.
Was das Wiederauftreten der Infektion und die Sterblichkeit betrifft, ließ sich ebenfalls kein Anhaltspunkt für die Nichtunterlegenheit der kürzeren Therapiedauern ableiten (in fünf beziehungsweise sieben Studien untersucht). Aber: Nur weil das Gegenteil nicht bewiesen werden konnte, bedeutet dies im Umkehrschluss nicht automatisch, dass kürzere Therapien tatsächlich »schlechter« sind.
Unklar bleibt, wie sich eine noch kürzere Antibiotikadauer als drei Tage auswirkt. Hierzu verweist das IQWiG auf eine laufende Studie aus Australien, die in vier Studienarmen die zwei-, drei-, vier- und fünftägige Amoxicillin-Therapie vergleicht. Auch fehlen Studien zur Behandlungsdauer bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit CAP sowie zu weiteren, bei Lungenentzündung häufig eingesetzten Antibiotika. Dazu zählen Amoxicillin plus Clavulansäure, Clarithromycin oder Doxycyclin.