Ballaststoff mildert Belohnungseffekt von Nahrung |
Annette Rößler |
11.10.2023 17:15 Uhr |
Chicoréewurzel ist besonders reich an Inulin. Der wasserlösliche Ballaststoff wurde im Rahmen einer Studie übergewichtigen Personen als Supplement verabreicht. / Foto: Adobe Stock/Ruud Morijn
Forschende um Evelyn Medawar vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig berichten aktuell im Fachjournal »Gut« von den Ergebnissen einer Pilotstudie mit übergewichtigen Erwachsenen. Sie testeten darin, wie sich die Gabe des wasserlöslichen pflanzlichen Ballaststoffs Inulin auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms einerseits und auf das Belohnungsessen andererseits auswirkt.
Die 59 übergewichtigen Probanden, von denen 19 Frauen waren, hatten einen BMI von 25 bis 30. Sie erhielten im Rahmen der Studie einmal über 14 Tage 30 g Inulin täglich als Supplement und einmal über 14 Tage ein Placebo mit derselben Kalorienzahl wie das Supplement. Jeweils vor und nach der Intervention durchliefen sie eine funktionelle MRT-Bildgebung: Es wurden ihnen Bilder von Essen gezeigt, während ihre Hirnaktivität gemessen wurde, und die Probanden mussten entscheiden, wie sehr sie die gesehenen Mahlzeiten nach dem Experiment verzehren möchten. Darüber hinaus bestimmten die Forschenden diverse Marker im Blut und im Stuhl der Teilnehmenden, darunter kurzkettige Fettsäuren (SCFA), die Zusammensetzung der Darmmikrobiota sowie die Werte von diversen gastrointestinalen Hormonen und Entzündungsmarkern.
Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden nach der Inulineinnahme in belohnungsbezogenen Gehirnbereichen weniger stark auf hochkalorische Lebensmittel reagierten als nach der Placebophase. Zudem änderte sich die Zusammensetzung des Darmmikrobioms unter anderem dahingehend, dass SCFA-produzierende Bifidobacteriaceae mehr wurden.
Die Bedeutung dieses Ergebnisses der Grundlagenforschung ordnet Seniorautorin Privatdozentin Dr. Veronica Witte von der Universität Leipzig ein: »Zukünftige Studien sind erforderlich, um zu untersuchen, ob Behandlungen, die das Mikrobiom verändern, neue Wege für weniger invasive Ansätze zur Vorbeugung und Therapie von Adipositas eröffnen könnten. Ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen zwischen Mikrobiom, Darm und Gehirn könnte helfen, neue Strategien zur Förderung gesünderer Essgewohnheiten bei Menschen zu entwickeln.«