Balance zwischen Nothilfe und Langzeitprojekten |
AoG Einsatzkraft Charlotte Dette (rechts) im Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Projektpartners in einem der Flüchtlingslager im Bekaa-Tal in Libanon. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
Für Apotheker ohne Grenzen ist die Hilfe für die Ukraine ein Projekt, das in vielerlei Hinsicht anders für die Hilfsorganisation ist. »Es ist eine anhaltende und neue Art der Nothilfe, die sich je nach Kriegsgeschehen immer wieder verändert«, berichtet AoG-Geschäftsführerin Eliette Fischbach im Gespräch mit der PZ. Die Organisation schickt keine ehrenamtlichen Mitarbeiter in das Kriegsgebiet. Ein großer Teil der Hilfe kann von Deutschland aus organisiert werden, wie etwa die bedarfsgerechte Beschaffung der Arzneimittel auf dem deutschen Markt. Die Auslieferung in der Ukraine selbst übernehmen Partnerorganisationen.
»Wir sind über die weiterhin eingehenden zweckgebundenen Spenden sehr froh, damit die Belieferung weitergehen kann, solange es keine Aussicht auf Frieden gibt.« Das gebe den Partnern vor Ort die Sicherheit, dass sie weiterhin auf die Unterstützung von AoG zählen können. Die Nothilfe in der Türkei und in Syrien läuft ebenso weiter, erzählt Fischbach. Aktuell sei eine weitere Lieferung mit medizinischem Equipment für mehrere Krankenhäuser in Nord-West-Syrien unterwegs.
Medikamentenlieferungen für die Ukraine / Foto: Apotheker ohne Grenzen
Das Interesse der Messebesucher an der Nothilfe ist erfahrungsgemäß groß. Aber es gebe eben auch die anderen Langzeitprojekte, wie in Argentinien oder in Tansania, die der Organisation sehr am Herzen liegen. Für diese würden auch weiterhin Spendengelder benötigt. Angestrebt werde eine Balance zwischen beidem. »Wir wollen die Expopharm nutzen, um mit allen Mitgliedern und Interessenten ins Gespräch zu kommen. Wir spüren die Verantwortung, das vorhandene Geld für die Nothilfen gut einzusetzen, und das gelingt uns gut. Darüber wollen wir natürlich auch berichten.«
Am Stand von AoG wird es umfangreiches Fotomaterial und Hintergrundinformationen zu allen Aktivitäten geben. Darüber hinaus wird die Arbeit der Regionalgruppen, die Inhalte der Einsatzkräfteschulungen und die Deutschlandprojekte vorgestellt. Denn die Frage nach Möglichkeiten, sich »vor der eigenen Haustür« für den Verein zu engagieren, werde oft gestellt.
So werden Obdachlosen-Projekte in Berlin, Mainz, München und Frankfurt am Main von AoG beim Einkauf der Arzneimittel und der Lagerhaltung unterstützt. Zudem sei in diesen Projekten die Beratung und Schulung der Partner ein wesentlicher Teil der Arbeit, erklärt Fischbach. Dabei werden auch Fortbildungen zum Thema Wundversorgung für die Missionen angeboten. Da jeder Standort einen eigenen Fokus und Expertise hat, ist es dem Verein wichtig, diese zu vernetzen und einen noch besseren Erfahrungsaustausch zu initiieren, erklärt Fischbach.
Zudem leistet AoG noch in diesem und dem nächsten Jahr Hilfe für Apotheker im Ahrtal, die von der Flutkatastrophe betroffen waren. Diese werden aus einem für sie eingerichteten Fonds bei Anschaffungen unterstützt, die über Versicherungen und öffentliche Gelder nicht gedeckt sind.