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EU-Zulassungsempfehlung
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Avacopan bei seltenen Blutgefäßerkrankungen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel der EU-Zulassungsbehörde EMA hat empfohlen, das Avacopan-haltige Medikament Tavneos® von Vifor Pharma bei bestimmten Formen der sogenannten ANCA-assoziierten Vaskulitis zuzulassen.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 16.11.2021  06:58 Uhr

ANCA ist die Abkürzung für anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper. Die ANCA-assoziierte Vaskulitis ist eine systemische Erkrankung, bei der eine Überaktivierung des Komplementwegs Neutrophile weiter aktiviert, was zur Entzündung und Zerstörung kleiner Blutgefäße führt. Dies hat Organschäden und -versagen zur Folge; vor allem die Niere ist betroffen. Derzeit werden zur Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitis neben Glucocorticoiden zum Beispiel auch Immunsuppressiva wie Cyclophosphamid oder Rituximab eingesetzt.

Avacopan ist ein selektiver Antagonist des humanen Komplement-5a (C5a)-Rezeptors. Die Blockade dieses Rezeptors reduziert die entzündungsfördernden Wirkungen von C5a, einschließlich Neutrophilen-Aktivierung, Migration und Adhärenz an Endothel-Oberflächen von Gefäßen. Mit Eculizumab und Ravulizumab gibt es zwei Antikörper mit einem ähnlichen Wirkprinzip. Sie binden jedoch an den Komplementfaktor C5, nicht an den Rezeptor der Untereinheit C5a. Zudem sind sie bei anderen Erkrankungen zugelassen und nicht oral verfügbar.

Avacopan wird als Inhaltsstoff von Hartkapseln auf den Markt kommen. Der Wirkstoff soll bei zwei Formen der ANCA-Vaskulitis im Erwachsenenalter zugelassen werden: bei der schweren und aktiven Granulomatose mit Polyangiitis und bei der schweren und aktiven mikroskopischen Polyangiitis. Vorgesehen ist immer die Kombination mit Rituximab oder Cyclophosphamid.

Daten der Phase-III-Studie Advocate zeigten eine Überlegenheit bei der Aufrechterhaltung der Remission nach 52 Wochen in der Avacopan-Gruppe im Vergleich zur Prednison-Gruppe. Zudem kam es im Avacopan-Arm im Vergleich zum Corticoid-Arm zu einer stärkeren Verbesserung der Nierenfunktion und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Infektionen der oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen.

Die Firma Vifor Pharma rechnet mit einer Zulassung durch die EU-Kommission im ersten Quartal 2022. Avacopan befindet sich auch zur Behandlung der Nierenerkrankung C3-Glomerulopathie und Hidradenitis suppurativa, einer Entzündung von Haarfollikeln, in der Entwicklung. Auch hier scheint der Eingriff in das Komplementsystem von Nutzen zu sein.

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