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Klimawandel

Gesundheit in Gefahr

15.12.2009  17:12 Uhr

Von Christina Hohmann / Die Erderwärmung gefährdet die Gesundheit der Menschen weltweit: Hitzewellen, Dürreperioden, Flutkatastrophen und Stürme werden vermehrt auftreten und zur Verbreitung von Krankheiten, Hunger und Wassermangel beitragen.

In Kopenhagen beraten derzeit Vertreter von 192 Nationen, wie die vom Menschen verursachte Erderwärmung noch aufzuhalten ist. In den vergangenen 100 Jahren ist laut dem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) von 2007 die globale Durchschnittstemperatur um 0,74 Grad gestiegen. 1998 war das wärmste Jahr und die 1990er-Jahre das heißeste Jahrzehnt, das je aufgezeichnet wurde. Die momentane Entwicklung im Energieverbrauch und das Bevölkerungswachstum werden die Luftverschmutzung und die Klimaveränderung noch weiter vorantreiben, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das wird die Grundlagen der menschlichen Gesundheit beeinflussen. Schon jetzt sterben jedes Jahr nach WHO-Angaben etwa 800 000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung, 60 000 aufgrund von Naturkatastrophen, 1,8 Millionen an Durchfallerkrankungen wegen mangelndem Zugang zu sauberem Trinkwasser und 3,5 Millionen an Unterernährung. Dies wird sich in Zukunft durch die Erwärmung der Atmosphäre noch verschlimmern.

Hitze kann aber auch direkt töten. Der extremen Hitzwelle im Sommer 2003 fielen in Europa etwa 70 000 Menschen zum Opfer. Laut dem WHO-Report zum Weltgesundheitstag 2008 werden solche extremen Temperaturen in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht mehr die Ausnahme, sondern die Norm sein. Zudem verstärken steigende Lufttemperaturen die Verschmutzung mit bestimmten Schadstoffen wie bodennahem Ozon. Dies könnte 20 000 zusätzliche Todesopfer durch respiratorische und kardiovaskuläre Erkrankungen weltweit jedes Jahr bedeuten.

 

Eine entscheidende Rolle bei den Konsequenzen des Klimawandels spielt das Wasser. Veränderte Niederschlagsmuster, erhöhte Verdunstungsraten und abschmelzende Gletscher werden dazu führen, dass viele Menschen in Gebieten mit Wasserknappheit leben. Ihre Zahl wird laut WHO von 1,5 Milliarden in 1990 auf geschätzte drei bis sechs Milliarden in 2050 ansteigen. Auch Dürreperioden werden in Zukunft zunehmen. Berechnungen zufolge wird sich ihre Zahl in den nächsten 80 Jahren verdoppeln und ihre Dauer versechsfachen.

 

Die steigenden Temperaturen und die Veränderungen in den Niederschlagsmustern werden aber nicht nur die Ressource Wasser, sondern auch die Nahrung erheblich beeinflussen. Denn wo Wasser fehlt, werden die Böden unfruchtbar. In einigen Ländern Afrikas können die Landwirtschaftserträge bis 2020 um die Hälfte zurückgehen. Vor allem südlich der Sahara hängt die Landwirtschaft stark vom Regen ab und wird unter den Folgen des Klimawandels leiden. Das wird das Problem der Mangelernährung, die jetzt schon 3,5 Millionen Menschen jährlich das Leben kostet, weiter verstärken. Dagegen wird Prognosen zufolge die Produktivität der Landwirtschaft in den Industrienationen durch den Klimawandel erheblich steigen.

 

Eine häufig genannte Folge der Erderwärmung und der verschobenen Niederschlagsmuster ist die Zunahme von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Wirbelstürmen, die sich jetzt schon bemerkbar macht. Dass dies keine »gefühlte« Zunahme ist, belegen die Daten der International Disaster Database, die im WHO-Bericht enthalten sind: Ihnen zufolge hat sich die Zahl der wetterabhängigen Katastrophen seit den 1960er-Jahren verdreifacht, und während im Jahr 1975 etwa 100 Millionen Menschen von solchen Ereignissen betroffen waren, waren dies im Jahr 2007 etwa 700 Millionen. Dabei ist der Klimawandel nicht der einzige Effekt, der diesen Trend verstärkt. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch, dass immer mehr Menschen in Risikogebiete wie Überflutungsbereiche oder in Küstennähe ziehen und somit den Naturkatastrophen stärker ausgeliefert sind.

 

Durch die Folgen des Klimawandels wird auch die Verbreitung von Infektionskrankheiten (vor allem Malaria, Dengue-Fieber und Diarrhö) beeinflusst. Die WHO befürchtet, dass die Erwärmung die Fortschritte im Kampf gegen diese Krankheiten wieder zunichte machen könnte. So ist zum Beispiel die Verbreitung von Malaria stark vom Klima abhängig. Ihr Vektor, die Anopheles-Mücke, braucht Wärme und Wasseransammlungen, um sich entwickeln zu können. An dieser Erkrankung stirbt jedes Jahr etwa eine Million Menschen, vor allem Kinder unter fünf Jahren.

 

Insgesamt werden Kinder in armen südlichen Ländern am stärksten unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben, schreibt die WHO. Auf sie entfällt 90 Prozent der Last durch Malaria, Durchfallerkrankungen und durch Mangelernährung bedingte Leiden. Während die Bevölkerung in den tropischen Regionen negative Konsequenzen zu spüren bekommen wird, hat die Bevölkerung in den nördlichen Indus­trienationen mehr Glück: Sie wird vermutlich von einem Produktionsschub in der Landwirtschaft und sinkender Morbidität und Mortalität im Winter profitieren können. Dadurch öffnet sich die Kluft zwischen Privilegierten und weniger Privilegierten noch ein Stück weiter. /

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