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Schlafstörung und Kopfschmerz

Häufig in Kombination

Datum 10.12.2013  15:48 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi, Wiesbaden / Schlaf und Kopfschmerzen hängen eng zusammen. Sie kommen nicht nur gehäuft zusammen vor, sondern teilen sich auch die neuronalen Strukturen. Eine besonders seltene Kopfschmerzform kommt sogar ausschließlich im Schlaf vor: der sogenannte hypnic headache oder Weckerkopfschmerz.

»Zwischen Schlaf und Schmerzen, vor allem Kopfschmerzen, gibt es viele Zusammenhänge«, sagte Professor Dr. Svenja Happe von der Klinik für Neurologie Klinik Maria Frieden in Telgte auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in Wiesbaden. So leiden etwa drei Viertel aller Patienten mit Kopfschmerzen auch unter Schlafstörungen, und andersherum führt ein beeinträchtigter Schlaf auch häufig zu morgendlichen Kopfschmerzen. »Beide können koinzident vorkommen oder sich gegenseitig beeinflussen«, sagte Happe.

 

Eine enge Beziehung gebe es zum Beispiel bei Migräne. Kopfschmerzattacken treten hier häufig aus dem REM-Schlaf hinaus auf. Außerdem zählen Änderungen im Schlafmuster, zum Beispiel beim Ausschlafen am Wochenende, oder Tagesschlaf zu den typischen Triggern. Nach Attacken sind die REM-Schlafphasen verkürzt und die Schlafqualität zum Teil vermindert, berichtete die Referentin. Schlaf könne aber auch therapeutisch wirken. Viele Patienten berichteten, dass nach einem erholsamen Nachtschlaf die Attacken beendet seien.

 

Einige Schlafstörungen wie Schlafwandeln treten bei Migränepatienten häufiger auf als in der Normalbevölkerung. Zudem sei ein Zusammenhang von Migräne und dem Restless-Legs-Syndrom (RLS), das ebenfalls die Schlafqualität beeinflusst, nachgewiesen. Migränepatienten hätten ein zwei- bis dreimal so hohes Risiko, an RLS zu erkranken, wie Menschen ohne Mi­gräne.

 

Beim selteneren Cluster-Kopfschmerz ist die Beziehung zum Schlaf noch offensichtlicher. So treten bei 60 Prozent der Patienten die Attacken hauptsächlich während der Nacht auf, bei 8 Prozent sogar ausschließlich nachts. Patienten, die unter dieser Kopfschmerzform leiden, zeigen ein fragmentiertes Schlafmuster und einen verminderten REM-Phasen-Anteil, sagte Happe. Außerdem tritt bei ihnen häufig das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) auf. 60 Prozent der Patienten seien von diesen Atemaussetzern in der Nacht betroffen. Diese können anscheinend Attacken auslösen, so die Referentin, denn zwei Drittel der Attacken traten nach einer Sauerstoff-Unterversorgung des Gehirns auf. Profitieren könnten Betroffene von einer Beatmung mit einer CPAP-Maske (Continuous Positive Airway Pressure), bei der die Spontanatmung des Patienten mit einem dauerhaften Überdruck kombiniert wird. Hierzu lägen bislang aber nur Fallberichte und keine klinischen Studien vor.

 

Aber nicht nur Kopfschmerzpatienten leiden häufig unter Schlafstörungen, auch Personen mit Schlafstörungen entwickeln häufig Kopfschmerzen: So leiden etwa 36 bis 58 Prozent der Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom unter Kopfschmerzen. Zudem wachen zwei Drittel der Patienten mit Bruxismus (Zähneknirschen) regelmäßig mit morgendlichen Kopfschmerzen auf, die vermutlich auf Nackenverspannungen zurückgehen.

 

Kopfschmerz als Wecker

Eine seltene primäre Kopfschmerzart, die ausschließlich aus dem Schlaf he­raus auftritt, stellte Dr. Dagny Holle von der Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Essen auf dem Kongress vor. Der Weckerkopfschmerz oder hypnic headache tritt typischerweise erst in höherem Lebensalter, ab dem 60. Lebensjahr auf. »Der typische Patient ist eine etwa 65 Jahre alte Frau, die immer wieder nachts mit moderaten Kopfschmerzen aufwacht«, sagte Holle. »Normale Analgetika zeigen bei ihr keine Wirksamkeit, Kombinationspräparate mit Coffein dagegen schon.«

 

Primäre Kopfschmerzformen fangen in der Regel im Jugendalter an und treten nicht ausschließlich aus dem Schlaf heraus auf, das wären zwei klare Unterscheidungsmerkmale zum hypnic headache. Beschrieben wurde das Krankheitsbild erst 1988, was vermutlich daran liegt, dass diese Kopfschmerzform selten ist. Daher dauere es im Durchschnitt auch fünf Jahre bis zur Diagnosestellung, berichtete Holle. Erschweren würde die Diagnose auch, dass jeder dritte Patient von einer Mi­gräne in der Vorgeschichte berichte. Ganz charakteristisch sei jedoch, dass der Kopfschmerz ausschließlich nachts auftrete und meist zur selben Zeit den Patienten aufwecke. Typischerweise sei dies zwischen zwei und vier Uhr nachts der Fall. Lokalität und Ausprägung des Kopfschmerzes können dabei variieren. »Die Patienten wollen nicht im Bett liegen bleiben«, berichtete Holle. »Sie stehen auf und gehen Beschäftigungen wie Lesen oder Duschen nach, bis der Schmerz aufhört.« Das unterscheide diese Kopfschmerzform auch von anderen primären Formen wie Migräne, bei der Patienten ein ausgesprochenes Ruhebedürfnis haben, und vom Cluster-Kopfschmerz, bei dem Betroffene aufgrund der starken Schmerzintensität zum Herumrennen neigen. Abzugrenzen sei das Krankheitsbild allerdings von der arteriellen nächtlichen Hypertonie und Hirntumoren, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen können.

 

Kaffee als Therapie

 

Die Pathophysiologie sei noch ungeklärt, sagte die Referentin. Das Apnoe-Syndrom würde anscheinend keine Rolle spielen. Eine anfangs angenommene Assoziation mit dem REM-Schlaf konnte in Studien nicht nachgewiesen werden. Bisherige Therapieempfehlungen beziehen sich auf Einzelfallberichte, da aufgrund der kleinen Patientenzahl keine klinischen Studien existieren. »Patienten zeigen ein gutes Ansprechen auf Coffein und Kombinationspräparate aus Coffein und Analgetikum«, sagte Holle. Mittel der ersten Wahl zur Akuttherapie sei daher Kaffee. »Eine Tasse Kaffee vor dem Schlafengehen beugt außerdem einer Kopfschmerzattacke vor«, sagte die Medizinerin. Angst vor spätem Kaffeekonsum bräuchten Betroffene nicht zu haben, da ein Einschlafen in der Regel trotzdem möglich sei, so Holle. Als Mittel der zweiten Wahl kämen Lithium und Indometacin zur Prophylaxe infrage. Bei streng schlafgebundenem Kopfschmerz sollte der Weckerkopfschmerz immer in Erwägung gezogen werden. Bisher werde das wenig bekannte Krankheitsbild wohl häufig noch übersehen. /

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