Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Pneumokokken-Impfung für Erwachsene

Polysaccharid- oder Konjugatvakzine?

Datum 13.12.2011  15:41 Uhr

Von Sven Siebenand, Frankfurt am Main / Eine Pneumokokken-Impfung ist nicht nur etwas für die ganz Kleinen. Auch Menschen über 50 Jahre sollten sich über die Prävention von Pneumokokken-Erkrankungen Gedanken machen. Mit der Zulassungserweiterung von Prevenar 13 gibt es nun einen zweiten, vom ersten grundlegend verschiedenen Impfstoff für diese Altersgruppe. Wer bekommt nun was?

Einer WHO-Schätzung zufolge sterben weltweit jährlich etwa 1,6 Millionen Menschen an einer Pneumokokken-Erkrankung. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder, aber auch immunsupprimierte oder ältere Menschen. Als Erreger einer ambulant erworbenen Lungenentzündung (community-acquired pneumonia, CAP) identifizieren Forscher am häufigsten Pneumokokken, genauer gesagt Streptococcus pneumoniae (siehe Kasten). »CAP ist vor allem eine Erkrankung des älteren Patienten und oft ein desaströses Ereignis«, sagte Professor Dr. Mathias W. Pletz auf einer Presseveranstaltung von Pfizer Pharma in Frankfurt am Main. Der Mediziner vom Universitätsklinikum Jena wies darauf hin, dass sich viele ältere Patienten von der Infektion nicht mehr vollständig erholen und im Anschluss oft sogar pflegebedürftig werden.

In vielen Fällen wäre das vermeidbar. Denn es gibt Schutzimpfungen. Dennoch stehen Pneumokokken-Erkrankungen auf Platz eins der weltweit durch Impfungen vermeidbaren Todesursachen. Seit Jahren wird nicht nur bei jungen Patienten, sondern auch bei Über-60-Jährigen zu einer Standard­impfung gegen Pneumokokken geraten. Für Letztere empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) derzeit eine einmalige Impfung (und eine Auf­frischimpfung für bestimmte Indikationen) mit einem Polysaccharidimpfstoff (in Deutschland Pneumovax®23). Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Empfehlung ins Wanken gerät. Denn kürzlich hat die Europäische Kommission den Pneumokokken-Konjugatimpfstoff Prevenar®13 auch für Erwachsene ab 50 Jahren zugelassen. Die Indikation umfasst die Prävention invasiver Pneumokokken-Erkrankungen durch die im Impfstoff enthaltenen 13 Serotypen. Die Entscheidung, die Zulassung auszuweiten, stützt sich auf die Auswertung von Daten zur klinischen Immunogenität und Sicherheit bei mehr als 6000 Erwachsenen ab 50 Jahren.

 

Konjugatimpfstoff und Polysaccharidimpfstoff: Was ist der Unterschied? Bei konjugierten Impfstoffen sind die verschiedenen Kapselpolysaccharide jeweils an Trägerproteine gebunden. Im Falle von Prevenar13 ist dies CRM197, eine nicht-toxische Variante des Diphtherietoxins. Dieser Kniff macht es möglich, dass sowohl eine B- als auch eine T-Zell-Antwort induziert wird und sich damit ein immunologisches Gedächtnis ausbildet. Der Polysaccharidimpfstoff induziert dagegen nur eine Reaktion der B-Zellen. Da es sich um eine T-Zell-unabhängige Antwort handelt, wird kein »immunologisches Gedächtnis« durch Aktivierung von T-Zellen gebildet. Pletz: »Bei Kleinkindern unter zwei Jahren wird mit diesem Impfstoff, wahrscheinlich aufgrund des noch unreifen Immunsystems, keine ausreichende Immunantwort erreicht, sodass er bei ihnen aufgrund mangelnder Wirksamkeit nicht zugelassen ist.«

 

Keine Kassenleistung

 

In dieser Altersgruppe stellt sich die Frage »Wer bekommt was?« also nicht. Für ältere Menschen gab Professor Dr. Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover auf der Veranstaltung folgende Ratschläge. Bei bisher ungeimpften Über-50-Jährigen bevorzugt der Mediziner den Konjugatimpfstoff. Allerdings müsse man die Patienten auf die momentane Erstattungssituation hinweisen. Die Kasse übernimmt die Kosten bisher nicht. Für alle ab 60 Jahre ist der Polysaccharidimpfstoff dagegen Kassenleistung. Sollte sich der Patient aus finanziellen Gründen deshalb für diesen entscheiden, ist dies dem Mediziner zufolge immer noch besser, als gar keine Impfung.

 

Für Personen, die bereits mit dem Polysaccharidimpfstoff geimpft sind, macht die Injektion der Konjugatvakzine keinen Sinn. Hier könne man, so Welte, in fünf bis acht Jahren noch mal überlegen, damit nachzuimpfen. Hintergrund dieser Einschätzung ist die sogenannte Hyporesponsiveness. Da­runter versteht man eine verminderte Immunantwort bei wiederholter Impfung (Boosterung). Laut Pletz ist dies auch eine Ursache, weshalb die STIKO von einer generellen Empfehlung für die Wiederholungs-Impfung mit der Polysaccharidvakzine im Jahr 2009 abgerückt ist. Pletz Ratschlag: Ungeachtet des vorbestehenden Pneumokokken-Impfstatus sollte, wenn die Anwendung des Polysaccharidimpfstoffes vorgesehen ist, zuerst Prevenar13 gegeben werden. Denn es hat sich gezeigt, dass die Immunantwort auf eine Impfung mit dem Polysaccharidimpfstoff nach einer vorherigen Impfung mit der Konjugatvakzine signifikant größer war als nach einer Vorimpfung mit dem Polysaccharidimpfstoff. /

Streptococcus pneumoniae

Die als Pneumokokken bezeichneten gram-positiven Bakterien können nicht-invasive mukosale und invasive Erkrankungen auslösen. Zur ersten Gruppe gehören zum Beispiel Pneumonie, Otitis media und Sinusitis. Die Erkrankungen werden als invasiv bezeichnet, wenn sich die Bakterien im Körper dort ausbreiten, wo sie normalerweise nicht zu finden sind, zum Beispiel im Blut oder in der Rückenmarksflüssigkeit. Diese Form ist zwar seltener als die nicht-invasive Variante, verläuft in der Regel aber schwerer und führt zu einer erheblichen Morbidität und Mortalität in der älteren Bevölkerung. Zu den invasiven Pneumokokkenerkrankungen zählen unter anderem die bakteriämische Pneumonie, Meningitis und Sepsis.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa