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Keine Smarties

26.11.2014  09:52 Uhr

Wenn die Europäische Arzneimittelagentur EMA in London sich zu bereits zugelassenen Arzneimitteln zu Wort meldet, bedeutet das meistens, dass irgendetwas verboten wird. Beispiele gefällig? Bitte schön: Tetrazepam – aus dem Verkehr gezogen, Codein – nicht mehr für Kinder unter zwölf Jahren, Metoclopramid – nur noch in wenigen Indikationen und als Tropf­lösung überhaupt nicht mehr verfügbar.

 

Anders als mit diesen Beschlüssen, die für Ärzte und Patienten Einschränkungen oder zumindest Umstellungen bedeuteten, macht die EMA jetzt mit einer Empfehlung den Weg frei für einen leichteren Zugang zu bestimmten Arzneimitteln: Sie hat sich dafür ausgesprochen, Ulipristal­acetat zur Notfallkontrazeption aus der Verschreibungspflicht zu entlassen (lesen Sie dazu Notfallkontrazeption: EMA will Ulipristal freigeben). Die Erfahrungen mit dem seit fünf Jahren EU-weit zugelassenen Präparat ellaOne® reichten aus, um diesen Schritt zu rechtfertigen, heißt es zur Begründung. Frauen können Ulipristal sicher und effektiv auch ohne ärztliche Verordnung anwenden, und sie kommen bei Bedarf höchstwahrscheinlich schneller an den Wirkstoff, wenn sie ihn ohne Rezept in der Apotheke kaufen können, glaubt die EMA.

 

Damit traut die Behörde uns Apothekern offenbar mehr zu als die Bundesregierung. Denn zumindest die Union hatte sich in der Vergangenheit gegen den Verkauf von Notfallkontrazeptiva mit dem Wirkstoff Levonorgestrel ohne Rezept gesperrt, weil sie die erforderliche Beratung allein durch Apotheker nicht sichergestellt sah. Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Union, ließ sich sogar zu der Aussage hinreißen, das seien keine Smarties, sondern Arzneimittel mit ernsthaften Nebenwirkungen. Natürlich können auch Notfallkontrazeptiva Nebenwirkungen haben, doch bewegen sich diese auf dem Niveau anderer OTC-Arzneimittel. Sonst wäre die EMA bei Ulipristal wohl zu einer anderen Einschätzung gelangt, und auch Levonorgestrel wäre nicht von den meisten EU-Staaten bereits freigegeben worden. Die Vermutung liegt daher nahe, dass für Spahn weniger sachliche Gründe eine Rolle spielten, sondern dass er sich, vor die Wahl gestellt, ob er es sich in dieser Frage mit Ärzten oder Apothekern verscherzt, für die kleinere Wählergruppe der Apotheker entschied.

 

Das zweite Argument der Freigabe-Verweigerer ist mit der voraussichtlichen Annahme der EMA-Empfehlung durch die EU-Kommission ebenfalls hinfällig: Kommt die Rezeptfreiheit für Ulipristal, hätten Frauen nach der Freigabe von Levonorgestrel auch in der Apotheke die Wahl zwischen zwei Wirkstoffen. Höchste Zeit für die Union, über ihren Schatten zu springen und ihre Blockadehaltung aufzugeben. Die Apotheker sind bereit, mit ihrer gewissenhaften Beratung für eine sichere Anwendung der Pille danach zu sorgen. Sie wissen sehr gut, dass das keine Smarties sind. Das gilt übrigens für alle Arzneimittel.

 

Annette Mende

Redakteurin Pharmazie

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