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Blasenstörung bei Diabetes

Die vergessene Folgeerkrankung

27.11.2012  14:35 Uhr

Von Sven Siebenand, Berlin / Nierenschäden, diabetischer Fuß oder Erblindung: Mit der Zuckerkrankheit werden viele Folge­komplikationen in Verbindung gebracht. Häufig übersehen werden dabei allerdings urologische Probleme. Auf der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Berlin wurde eine Studie vorgestellt, die zeigt, wie häufig Blasenstörungen auftreten. Zudem wurde auf Therapiemöglichkeiten eingegangen.

Typ-2-Diabetiker leiden doppelt so häufig an Harntraktbeschwerden wie die alterskorrelierte Bevölkerung. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 4000 Typ-2-Diabetikern in einem mittleren Alter von 67 Jahren sowie mit einer mittleren Diabetesdauer von knapp neun Jahren. Dr. Andreas Wiedemann, Urologe am Evangelischen Krankenhaus Witten, informierte auf der Tagung, dass 65 Prozent der befragten Männer und 70 Prozent der Frauen von Beschwerden im unteren Harntrakt berichtet hatten. Am häufigsten wurden Nykturie und Pollakis­urie von den Befragten angegeben. Fast die Hälfte der Frauen und in etwa jeder vierte Mann mit Typ-2-Diabetes litt aber auch an Harninkontinenz.

Wiedemann informierte, dass sich die Harnwegsbe­schwerden in der Regel aufgrund einer diabetischen Schädigung des autonomen Nervensystems (Neuropathie) entwickeln. Meistens handele es sich um eine überaktive Blase, bei Frauen oft im Zusammenspiel mit einer Belastungsinkon­tinenz.

 

Risiko steigt bei erektiler Dysfunktion

 

Dem Urologen zufolge erhöht sich das Risiko für Harntraktbeschwerden, wenn zusätzlich mindestens eine Diabeteskomplikation vorliegt, um etwa 15 Prozent. »Typ-2-Diabetiker mit erektiler Dysfunktion sind eine besondere Risikogruppe für Harntraktbeschwerden«, betonte Wiedemann. Eine Subgruppenanalyse zeigte, dass 77 Prozent der Männer mit erektiler Dysfunktion Harnwegsbeschwerden angegeben hatten, und dies bei Männern ohne erektile Dysfunktion nur bei 45 Prozent der Fall war. Ein besonders hohes Risiko tragen die Männer mit erektiler Dysfunktion für die Entwicklung einer Harndranginkontinenz oder einer überaktiven Blase. Der Urologe sprach von einer unterversorgten Risikogruppe.

 

Zur Behandlung der erektilen Dysfunktion stehen neben den PDE-5-Hemmern Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil auch andere Therapie­möglichkeiten zur Verfügung, etwa Vakuum-Pumpen, Schwellkörper-Implantate, die Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie (SKAT) und Harnröhrenstäbchen (Mediated Urethral System for Erection, MUSE). Bei SKAT und MUSE kommt in der Regel der körper­eigene Botenstoff Alprostadil (Prostaglandin E1) zum Einsatz.

 

Verschiedene Therapieoptionen

 

Für die Therapie der überaktiven Blase bieten sich laut Wiedemann in erster Linie Anticholinergika an. Wenn diese Therapie versagt, plädiert der Urologe für Botulinumtoxin, das in den Detrusor injiziert wird. Hierbei ist es dem Mediziner zufolge die Schwierigkeit, die richtige Dosis zu finden. Die Wirkung halte im Durchschnitt sechs bis neun Monate an. Andere Möglichkeiten sind die sakrale Neuromodulation (sogenannter Blasenschrittmacher) und die EMDA-Therapie. EMDA steht für Elektro Motive Drug Administration. Hierbei erfolgt mithilfe eines elektrischen Feldes über einen in die Harnblase eingelegten Katheter die gezielte Abgabe von in Flüssigkeiten gelösten Arzneistoffen in tiefere Gewebeschichten der Harnblase.

 

Anders als bei der überaktiven Blase kommen bei der Belastungsinkontinenz Wiedemann zufolge selten Arzneistoffe zum Einsatz. Von Belastungsinkontinenz seien mehr Frauen als Männer betroffen. Methode der Wahl sei die Physiotherapie. Auch eine Schlingen-Operation sei möglich. Dabei wird ein Kunststoffband unter der Harnröhre eingesetzt, welche die Harnröhre stützt und den Blasenverschluss so verbessert.

 

Bei der Überlaufinkontinenz, die im Gegensatz zur Belastungsinkontinenz, bei Männern typisch ist, kommen dem Urologen zufolge wiederum andere operative Verfahren zum Einsatz. /

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