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Crystal Meth

Neuland für Therapeuten

11.11.2015  10:00 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Kristallines Methamphetamin, auch bekannt als Crystal Meth, C oder Ice, wird in Deutschland in zunehmendem Maß konsumiert. Das gilt insbesondere für die grenznahen Gebiete zu Tschechien und Polen, aber mehr und mehr auch für Großstädte außerhalb dieser Regionen. Mitarbeiter der Suchthilfe stellt das vor Probleme, denn die Betroffenen passen nicht in klassische Schemata.

Crystal Meth ist eine Droge, die hervorragend zur modernen, leistungsorientierten Gesellschaft passt – und deshalb immer beliebter wird. »Die Konsumenten erleben einen regelrechten Größenwahn, alles scheint zu gelingen, sie verspüren weder Hunger noch Müdigkeit«, beschrieb Marlene Mortler (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, bei einer Fachtagung in Berlin die Wirkung der Droge. Doch diese nehme die Konsumenten schnell in den Griff, sodass es bald nicht mehr möglich scheine, den Alltag ohne sie zu bewältigen.

Alpträume, Depressionen, starker Juckreiz bis hin zum Gefühl, dass Tiere unter der Haut krabbeln, seien die Kehrseite des anfänglich erlebten Hochgefühls. Hinzu kommen häufig Psychosen und Gewaltausbrüche, auch ein riskantes Sexualverhalten, sogenannter Chem Sex, ist möglich. »Crystal Meth verspricht am Anfang viel und hält am Ende nichts«, fasste Mortler zusammen.

 

Die Herstellung von Crystal Meth erfolgt vielfach in Küchenlabors. Mögliche Ausgangsstoffe sind Chlorephedrin, Ephedrin oder Pseudoephedrin – Substanzen, die beispielsweise in Erkältungsmitteln als Schleimhaut abschwellende Komponenten enthalten sein können. Crystal Meth kann entweder geschluckt, inhaliert, geraucht oder injiziert werden, wobei die letzten beiden Applikationswege am gefährlichsten sind.

 

Bislang wenig Erfahrung

 

Über Möglichkeiten der Prävention und Therapie ist in Deutschland noch wenig bekannt. Von der klassischen Suchthilfe fühlen sich Abhängige meist nicht angesprochen, weil diese auf andere Zielgruppen wie Opiat- oder Alkohol-Abhängige ausgerichtet ist. Bei der Tagung berichteten Suchtexperten unter anderem aus den USA und Australien, wo Crystal Meth schon länger ein Thema ist, von ihren Erfahrungen.

 

Demnach kommt es für eine erfolgreiche Entwöhnung entscheidend darauf an, die Patienten langfristig in der Therapie zu halten. »Mit Crystal Meth aufzuhören, ist vergleichsweise einfach, sich dauerhaft davon fernzuhalten, dagegen sehr schwierig«, sagte Professor Dr. Steve Allsop vom nationalen Drogenforschungsinstitut in Perth, Australien. Betroffene bräuchten daher eine gute Langzeitbetreuung.

 

Eine Schwierigkeit dabei ist, dass es für Crystal Meth kein geeignetes Substitutionsmittel gibt wie beispielsweise Methadon für Heroin-Abhängige. Auch der Vergleich mit Cocain hinkt. Dieses wirkt zwar ebenfalls zentral stimulierend, aber über einen anderen Wirkmechanismus: Als kompetitiver Wiederaufnahmehemmer unter anderem von Dopamin und Serotonin erhöht Cocain indirekt deren Konzentrationen im synaptischen Spalt. Methamphetamin sorgt dagegen direkt für eine Ausschüttung von Neurotransmittern aus den Speicherbläschen. In der Folge sind nach längerem Crystal-Meth-Konsum keine Dopamin- und Serotonin-Transporter mehr vorhanden, bei Cocain- Abhängigen dagegen werden sie hochreguliert. Für die Therapie von Depressio­nen bei ehemaligen Methamphetamin-Konsumenten ist das sehr relevant, denn selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer können nicht wirken.

 

Eine Betreuungsmethode, die sich in US-amerikanischen Studien als relativ erfolgreich herausgestellt hat, ist das von Professor Dr. Richard A. Rawson von der University of California in Los Angeles federführend entwickelte sogenannte Matrix-Modell. Es basiert auf kognitiver Verhaltenstherapie. Entsprechende Programme sollten in Deutschland bald auf den Weg gebracht werden, riet Rawson in Berlin. Denn das Crystal-Meth-Problem werde sich vermutlich weiter ausweiten, so wie es auch in den USA der Fall gewesen sei. /

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